Bericht vom 5. internationalen Haarforscherkongress in Vancouver, Teil 2
16. Juli 2007 - Prof. Hans Wolff
Der parallel am Mittwoch durchgeführte Workshop über Hirsutismus unter Leitung von Wilma Bergfeld präsentierte ebenfalls bereits länger etablierte Behandlungsmethoden wie beispielsweise systemisch gegebene Antiandrogene, Laser-Epilation oder die örtliche Anwendung von Eflornitin-Creme (Vaniqua®) gegen unerwünschten Haarwuchs im Gesicht. Sehr interessant war eine Nebenbemerkung des international bekannten Laser-Spezialisten, Professor Rob Anderson aus der Harvard-Universität Boston. Er berichtete, dass möglicherweise in einigen Jahren ein etwa Rasierapparat-großes Laser-Epilationsgerät für die Selbstanwendung zur Verfügung stehen wird. Das Patent auf dieses Gerät hält derzeit die Firma Gillette. Dabei muss nach einer häufigeren Initialbehandlung die Anwenderin lediglich ein- bis zweimal pro Monat ihre behaarten Körperregionen mit diesem Licht-Epillationsgerät behandeln, und die Haare würden wegbleiben, angeblich schmerz- und nebenwirkungsfrei! Dies war der erste wirklich spannende Aspekt am Mittwoch.
In einem Satellitensymposium präsentierte schließlich die Firma Shire Ergebnisse in der Anwendung von Vaniqua® zur Behandlung unerwünschten Gesichtshaares, sowohl als alleinige Behandlung als auch in Kombination mit Laserbehandlungen.
Der Mittwoch fand schließlich einen geselligen Abschluss auf dem Dach des Fairmont-Hotels mit atemberaubender Aussicht. Hier begrüßte der Kongresspräsident, Professor Jerry Shapiro, die aus aller Welt angereisten Teilnehmer. Im geselligen Beisammensein wurden dabei alte Erinnerungen und neue Forschungsergebnisse ausgetauscht.
Am Donnerstag, den 14. Juni 2007 begann das offizielle Programm mit Grußadressen der verschiedenen Haarforschungsgesellschaften der Welt. Dieser Tag war der Grundlagenforschung gewidmet. Hier fanden sich sehr interessante Aspekte hinsichtlich neuer Ergebnisse der Haarfollikelstammzellen (George Cotsarelis et al). Die Titel der Sitzungen lauteten: Epitheliale Stammzellen, Mesenchymale Stammzellen, Tissue-Engineering, Haarchirurgie, Histopathologie von Kopfhauterkrankungen bei Menschen und Tieren, angeborene Haaranomalien und ektodermale Dysplasien.
Am Freitag wurden folgende Themen besprochen: Morphogenese des Haarfollikels, Steuerung des Haarzyklus, Wachstumskontrollmechanismen, Methoden zur Objektivierung von Haarwuchs (z.B. Trichoscan® von Prof. Rolf Hoffmann, Freiburg), Genetik der Alopecia areata sowie Stress und Haarausfall. Bei letzterem gibt es wissenschaftliche Ergebnisse, die auf einen möglichen Zusammenhang deuten (Untersuchungen von Prof. Ralf Paus aus Lübeck).
Am abschließenden Samstag fanden Sitzungen statt zum Thema Haarpigmentierung, Chemotherapie-induzierter Haarverlust, vernarbende und atrophisierende Alopezien, Genetik der Haarschaftanomalien, Ernährung und Haarwuchs, Hirsutismus und schließlich „Was gibt es Neues am Horizont“?
Die zahlreichen Vorträge des Kongresses fassten eine immense Menge an klinischer Arbeit und Forschungsaktivität zusammen. Es waren 4 sehr intensiv genutzte Tage, die auf den neuesten Stand der Haarforschung brachten. Wenn auch nicht die große Meldung verkündet wurde (wie z.B. eine neue wirksame Therapie für die Alopecia areata), waren es doch weitere kleine Schritte auf dem Weg zu einem besseren Verständnis von Haarerkrankungen.
Das detaillierte Programm der Veranstaltung lässt sich unter der Website www.hair2007.com einsehen.
Der 6. Internationale Kongress der Haarforscher wird im Jahr 2010 von Professor Rodney Sinclair in Australien ausgerichtet werden.
Prof. Dr. med. Hans Wolff, Leiter der Haarsprechstunde der Universitätshautklinik München
2007 | |
---|---|