Informationen vom 1. interdisziplinären Expertenforum Haare
13. Februar 2007 - Dr. Jens Meyer
Vom 9. bis 11. Februar 2007 fand in Baden Baden zum ersten Mal das interdisziplinäre Expertenforum Haare statt. Während der 3 Tage wurden vor allem die Themen Haarausfall und Haarentfernung aus der Sicht von Hautärzten, Endokrinologen, Laserärzten und Psychologen vorgetragen und diskutiert. Geleitet wurde die Expertenrunde von Prof. Ulrike Blume-Peytavi aus Berlin, Prof. Hans Wolff aus München, Prof. Rolf Hoffmann aus Freiburg und Reinhard Gansel aus Essen.
Zum Thema anlagebedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie, Alopecia androgenetica, AGA) wurden zahlreiche Aspekte diskutiert. In der Behandlung der AGA des Mannes und der Frau ist Minoxidil (Handelspräparat Regaine) seit Jahren ein bewährtes Therapeutikum. In ca. 3-5% der Fälle kann die Flüssigkeit jedoch aufgrund des Lösungsvermittlers Propylengkykol zu Reizungen der Kopfhaut führen. In diesem Zusammenhang wurde in den USA ein Regaine Schaum entwickelt, der ohne Propylenglykol auskommt. Der Schaum ist in Europa allerdings noch nicht erhältlich und kann nur über die internationale Apotheke bezogen werden. Die damit verbundenen hohen Kosten stünden einer regelmäßigen Anwendung im Wege, so die Experten in Baden Baden. Wann die Zulassung in Deutschland erfolgen wird, sei noch unklar.
Der anlagebedingte Haarausfall ist die häufigste Art von Haarausfall im Erwachsenenalter. Die Erkrankung setzt normalerweise frühestens zu Beginn der Pubertät ein. Dass die androgenetische Alopezie auch bereits im Kindes bzw. frühen Jugendalter auftreten kann, war bereits 2005 Gegenstand eines wissenschaftlichen Artikels (wir berichteten). Prof. Henning Hamm berichtete in Baden Baden über den ungewöhnlichen Fall eines 6 jährigen Kindes mit leichter Haarlichtung am Oberkopf, passend zum weiblichen Muster einer AGA. Nachdem in der Universitätsklinik alle Untersuchungen ohne Ergebnis verliefen kamen die behandelnden Ärzte zu dem Ergebnis, dass es sich hier um einen sehr frühen anlagebedingten Haarausfalls handeln müsse. Auch der Vater des Kindes habe schon frühzeitig Anzeichen einer AGA gehabt. Es wurde eine Behandlung mit Minoxidil 2% eingeleitet. Prof. Hans Wolff berichtete in diesem Zusammenhang, dass er des öfteren männliche Jugendliche mit AGA im Alter um die 16 Jahre in seiner Sprechstunde betreut. Auffällig sei, dass die Jungen bei dieser frühen Ausprägung fast ausschließlich das weibliche Muster der AGA aufweisen, mit Lichtung der Haare am Oberkopf bei erhaltenem vorderen Haarkranz.
Prof. Rolf Hoffmann aus Freiburg berichtete über das Projekt "TrichoCare - Haararztsuche im Internet". Auf der Website TrichoCare werden betroffene demnächst die Möglichkeit haben, Ärzte mit dem Spezialgebiet Haare nach Regionen und nach angebotenen Spezialleistungen zu suchen. TrichoCare wird die Rubrik "Arztsuche" bei Haarerkrankungen.de ersetzen. Über den Start von TrichoCare werden wir Sie in der Rubrik "Aktuelles" informieren.
Dem Themengebiet der Photoepilation, also der Haarentfernung mittels Laserlicht oder Blitzlampen, waren mehrere Vorträge gwidmet. Mehrfach wurde auf die gute Kombinationsmöglichkeit der Photoepilation mit Eflornithin-Creme (Handelspräparat Vaniqa) hingewiesen. Dies konnte erneut durch die Studie einer kanadischen Forschergruppe um Prof. Shapiro aus Vancouver bestätigt werden. (Hamzavi et al: A randomized bilateral vehicle-controlled study of eflornithine cream combined with laser treatment versus laser treatment alone for facial hirsutism in women. J Am Acad Dermatol. 2007 Jan 29). Frau Prof. Blume-Peytavi aus Berlin berichtete über aktuelle Forschungen zum Follikulären Targeting. Nur dunkle Haare sind einer Entfernung mittels Laserlicht zugänglich. Daher werde zur Zeit untersucht, ob in Zukunft durch Einschleusen von Pigmentpartikeln in tief gelegene Anteile des Haares eine Erhöhung der Lasereffektivität möglich sei. Prof. Michael Drosner aus München betonte in seinem Vortrag, dass mit allen für die Haarentfernung verfügbaren Laser- und Blitzlampengeräten mehr oder weniger vergleichbare Ergebnisse erzielt werden könnten. Alle Experten waren sich einige, dass eine Behandlung mit Blitzlampen in die Hände von ärztlichem Fachpersonal gehöre, und nicht von Laien in Fusspflege- oder Kosmetiksalons durchgeführt werden sollte. Hierzu gäbe es eine Reihe aktueller trauriger Beispiele mit gravierenden Behandlungsfehlern. Die Deutsche Dermatologische Lasergesellschaft (DDL) werde auf Ihrer Website (www.ddl.de) in Kürze ein entsprechendes Forum für Betroffene einrichten.
Weitere Themen des Treffens waren das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) und die Haartransplantation. Diesen beiden Bereichen wird Haarerkrankungen.de in der Rubrik "Aktuelles" demnächst einen eigenen Bericht widmen.
2007 | |
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