Anti-Aging-Effekte von Minoxidil auf menschliche Haarfollikel
9. September 2024 - Dr. A. Finner, Dr. U. Schwichtenberg
Die männliche androgenetische Alopezie (mpAGA) ist eine fortschreitende, androgenabhängige Störung des Haarwuchses, die die androgenempfindlichen Haarfollikel bei genetisch veranlagten Personen betrifft. Ein Faktor, der zur Entwicklung von mpAGA beitragen kann, ist oxidativer Stress. Dieser entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen der Bildung und der Beseitigung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), was zu einer verminderten Mitochondrienfunktion führen kann. Dies kann die Hautalterung der Kopfhaut beschleunigen und eine wichtige Verbindung zwischen Hautalterung und AGA darstellen. In gesunden menschlichen Haarfollikeln werden die Reaktionen auf oxidativen Stress streng kontrolliert, zum Beispiel durch NRF-2 (nukleärer Faktor erythroid 2-ähnlicher Faktor 2), der als "Masterregulator" der zellulären Antioxidantienantwort fungiert und Gene aktiviert, die oxidativen Stress bekämpfen und die zelluläre Integrität schützen.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern um den deutschen Haarforscher Prof. Ralf Paus ging daher der Frage nach, ob Minoxidil bisher unentdeckte Anti-Aging-Effekte auf menschliche Haarfollikel ausüben könnte, insbesondere in Bezug auf die Reaktionen auf oxidative Schäden, die VEGF-A-Produktion und/oder die Mitochondrienfunktion. Zu diesem Zweck wurden Kopfhautfragmente von 9 Männern mit mpAGA aus den Stirnbereichen entnommen, auf immungeschwächte SCID/beige Mäuse transplantiert und mit 5%igem Minoxidil behandelt. Über einen Zeitraum von 4 Monaten wurde täglich 5 Mäusen 5%iges topisches Minoxidil und einer anderen Gruppe von 4 Mäusen nur das Trägermittel auf die Transplantate aufgetragen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die langfristige äußerliche Anwendung von 5% Minoxidil überraschend umfassende Verjüngungseffekte auf gealterte menschliche Haarfollikel in mpAGA-Kopfhautläsionen auf mehreren Ebenen hat. Diese reichen von der Verbesserung zentraler Altersbiomarker und wichtiger Mitochondrienfunktionsparameter bis hin zur Erhöhung der intrafollikulären VEGF-A Bildung, dem Hauptwachstumsfaktor für die Blutgefäßneubildung, und der Aktivierung reparativer Reaktionswege auf oxidative Schäden. Zukünftige Arbeiten, so die Wissernschaftler, müssten nun untersuchen, wie genau Minoxidil diese unerwarteten, komplexen Verjüngungseffekte auf Haut und Haarfollikel ausübt. Darüber wäre interessant, ob niedrig dosiertes Minoxidil in Tablettenform, das außerhalb Deutschlands zunehmend bei der Behandlung von mpAGA eingesetzt wird, ebenfalls einige der Anti-Aging-Effekte aufweist, die hier für hochdosierte äußerlich angewandte Minoxidil Lösung beschrieben wurden, möglicherweise sogar in anderen menschlichen Organen und Geweben. Schließlich legen die Daten auch nahe, dass Minoxidil Lösung die Kapazität der menschlichen Kopfhautfollikel zur Reaktion auf oxidative Schäden verbessern könnte. Dies dürfte nicht nur im Kontext der mpAGA Behandlung von Vorteil sein, sondern könnte auch einen relativen Schutz der Haarfollikel vor oxidativem Stress, Stammzellschäden und Mitochondriendysfunktion durch Chemotherapie und andere Medikamente bieten.
Dr. Andreas Finner (www.trichomed.com), Dr. Uwe Schwichtenberg (www.Derma-Nord.de)
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