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Behandlung von Haarausfall mit Plasma aus Eigenblut
12. Oktober 2019 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Seit einigen Jahren wird die Therapie mit Platelet Rich Plasma (PRP) auch in Deutschland angeboten. Die Therapie wurde in die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls (androgenetische Alopezie, AGA) aufgenommen. Unser Expertenratsmitglied Dr. Andreas Finner (www.trichomed.com) führt das Verfahren bei sich in der Praxis durch. Wir haben einmal nachgefragt, welche Erfahren er mit dieser relativ neuen Therapieform gesammelt hat.

Redaktion Haarerkrankungen.de: Herr Dr. Finner, können Sie uns kurz erläutern, worum es bei der PRP-Therapie geht?

Dr. Finner: PRP steht für plättchenreiches Plasma, welches aus Eigenblut gewonnen wird. Durch Zentrifugation lassen sich daraus die Blutplättchen (Thrombozyten) separieren (Abbildung 1). Das konzentrierte PRP wird punktuell tröpfchenweise an die Haarwurzeln gespritzt (Abbildung 2). Dazu betäube ich in der Regel die Kopfhaut. Die Blutplättchen "denken", es handele sich um eine Wundheilung und werden dabei aktiviert. Sie setzen verschiedene Wachstumsfaktoren frei, welche die Haarwurzelzellen und angrenzende Kapillaren anregen können.


Abbildung 1: Separiertes Blutplasma


Abbildung 2: Einspritzen an die Haarwurzeln

Redaktion Haarerkrankungen.de: Bei welchen Arten von Haarausfall setzen Sie die PRP ein? Zur Therapie der AGA des Mannes und der Frau oder auch bei anderen Indikationen?

Dr. Finner: Ich setze PRP vor allem in aktiven Phasen eines diffusen Haarausfalls und einer androgenetischen Alopezie ein. Diese liegt vor, wenn viele Haare ausgehen und ein positiver Zupfest vorliegt. Der aktive Haarausfall kann sich durch PRP schneller normalisieren. Zur langfristigen Behandlung der AGA sind aber nach wie vor Minoxidil, Alfatradiol und ggf. Finasterid entscheidend. Das PRP kann ergänzend angewandt werden, ist jedoch keine vollwertige Alternative. Denn die Wirkung hält nur begrenzte Zeit, wenn man es nicht ständig regelmäßig wiederholt.

Redaktion Haarerkrankungen.de: Gibt es Patienten, die besonders gut oder schlecht auf die PRP-Therapie ansprechen?

Dr. Finner: Ich denke ja. Aber bisher gibt es keine Kriterien, die eine Vorhersage ermöglichen. Umso wichtiger ist eine digitale Vergleichsmessung vor und nach den Behandlungen nach ca. 4-6 Monaten.

Redaktion Haarerkrankungen.de: Sie sind ja einer der Top-Experten für die Haartransplantation in Deutschland. Macht es Sinn, transplantierte Haare zusätzlich mit PRP zu behandeln?

Dr. Finner: Ja, wir bieten PRP zur Vor- und Nachbehandlung bei Haarverpflanzungen an. Es kann das Haarwachstum bei einem Teil der Patienten beschleunigen und angrenzende Originalhaare stimulieren. Am Endergebnis der Haartransplantation ändert PRP wahrscheinlich wenig. Für ein gutes Anwachsen bei der mikrochirurgische Haartransplantation ist die schonende Gewinnung der FU- Transplantate (bis zu 2.500 Follicular Units mit je 1-4 Haaren an einem Tag), die Aufbereitung unter dem Mikroskop und das verletzungsarme, zügige Einsetzen in die vom Arzt gesetzten Pflanzkanäle entscheidend. Für eine naturgetreue Rekonstruktion des Haarbildes kommt es darauf an, dass der Haarchirurg die Haare in richtiger Anordnung, Richtung und Verteilung im flachen Austrittswinkel platziert. Auch der Haaransatz muss ganz individuell typgerecht festgelegt werden.

Redaktion Haarerkrankungen.de: In 2019 gab es eine Veröffentlichung, dass PRP bei einigen Patienten besser wirkt als die äußerliche Minoxidil-Therapie. Können Sie diese Ergebnisse bestätigen?

Dr. Finner: Ich bin da skeptisch. Die Studie hat keine digitalen Messungen durchgeführt. Die auf Kongressen gezeigten Fotos der Autoren haben mich nicht überzeugt. Die Frage ist auch, wie geht es nach den 6 Monaten weiter? Nur für wenige Patienten ist dauerhaft durchzuführendes PRP eine Möglichkeit. Ich denke, bei der Haarbehandlung ist immer die kombinierte Therapie erfolgversprechender als nur eine Monotherapie. Die Frage ist also nicht, was wirkt besser, sondern welche Behandlungen ergänzen sich für optimale Ergebnisse.

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