Dr. Andreas Finner berichtet vom 17. Treffen der europäischen Gesellschaft für Haarforschung 2016
6. November 2016 - Dr. Andreas Finner
In den Haartransplantation- Sitzungen stellte Dr. Akaki Tsilosani (Georgien) seine Technik der kombinierten Haartransplantation mittels Streifenentnahme mit Mikroskopvereinzelung (FUT) und Einzelhaarentnahme (FUE) zur maximierten Entnahmemenge an einem Tag vor. Jedoch sind hier die Risiken einer gestörten Durchblutung und Wundheilung erhöht. Die meisten Haarchirurgen führen diese Operationen lieber zu verschiedenen Zeitpunkten durch. Dr. Bessam Farjo (Großbritannien) zeigte Beispiele für die Fähigkeiten der Roboter-assistierten FUE und demonstrierte das Potential der automatisierten Graft-Implantation (zur Zeit in der Entwicklung). Derzeit bieten diese Systeme den Patienten noch keine Vorteile, da es weiterhin auf die jahrelange Erfahrung und das manuelle Geschick des Haartransplanteurs und seines Teams ankommt.
Drs. Alex Ginzburg und Ekrem Civas stellten verschiedene Techniken der Haartransplantation bei narbiger Alopezie vor. Salome Vadachkoria diskutierte die chirurgische Option der Augenbrauenwiederherstellung mit einem Video von der Technik. Sie erwähnte auch den Trend für sehr breite Augenbrauen bei Frauen.
Dr. Desmond Tobin hielt zwei sehr interessante Vorträge über die Komplexität der Haut- und Haarpigmentierung. Er sprach über die wichtigsten Mechanismen hinsichtlich der Entstehung und der Regulation der pigmentbildenden Zellen: die Melanozytenentwicklung, die Biogenese der Melanosomen, Biosynthese der Melanine, und die Übertragung der Melanine auf die haarbildenden Fibroblasten. Das klingt kompliziert und das ist es auch. Es wurde nun entdeckt, dass mehr als 300 Pigment-assoziierte Gene an der Regulation der Hormonsignalproteine beteiligt sind. Man kann also davon ausgehen, dass eine wirksame Behandlung von grauen Haaren, in welchem Lebensalter sie auch immer auftreten, noch in weiter Ferne liegt.
Eine der jüngsten Studien von Dr. Tobin hat gezeigt, dass das Gen IRF4 in einer Population von schwarzhaarigen Individuen in Südamerika sowohl mit Sonnenempfindlichkeit, Sommersprossen, blauen Augen und braunen Haare als auch mit ergrautem Haar in Zusammenhang steht. Er hielt auch einen weiteren Vortrag über die Ergebnisse einer großen Studie an über 6000 Lateinamerikanern, um die genetischen Varianten zu entdecken, die die Eigenschaften der Behaarung auf der Kopfhaut und im Gesicht steuern. Insgesamt 14 genomische Regionen wurden für mindestens ein Haarmerkmal gefunden. Es ist also noch viel Forschungsaufwand erforderlich, um die einzelnen Mechanismen der Steuerung des Haarwachstums und der Haarpigmentierung richtig zu verstehen.
Das EHRS- Treffen im nächsten Jahr findet im Rahmen des 10. Weltkongresses für Haarforschung in Kyoto, Japan, vom 31. Oktober bis 3. November 2017 statt.
Dr. Andreas M. Finner (www.trichomed.com)
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