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Kongressbericht von der 21. Fortbildungswoche der Dermatologen in München
1. September 2008 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Vom 20. bis 25. Juli fand in München die 21. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie statt. Sie ist der größte bundesweite Hautärztekongress, auf dem sich alle zwei Jahre mehrere tausend Hautärztinnen und Hautärzte vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen. In diesem Rahmen fand auch ein Symposium zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes statt, das von Prof. Hans Wolff, Prof. Rolf Hoffmann und Priv. Doz. Ronald Henss geleitet wurde.

Priv. Doz. Ronald Henss, Prof. Hans Wolff und Prof. Rolf. Hoffmann auf der 21. Fortbildungswoche für praktische DermatologiePriv. Doz. Ronald Henss, Prof. Hans Wolff und Prof. Rolf. Hoffmann auf der 21. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie

Den Beginn machte Privatdozent Dr. Ronald Henss von der Universität Saarbrücken. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte umfassen unter anderem die psychologischen und kulturellen Aspekte des Haares, insbesondere der androgenetischen Alopezie beim Mann. Er zählt zu den führenden Experten im Bereich der Attraktivitätsforschung und der Gesichterbeurteilung.

Der Vortrag von PD Dr. Henss beleuchtete die androgenetische Alopezie des Mannes aus der Sicht der psychologischen Forschung. Er betonte zunächst, dass das Haar einen außerordentlich bedeutsamen Aspekt der äußeren Erscheinung darstelle. Der anlagebedingte Haarausfall des Mannes habe zwar biologisch-medizinische Ursachen, ihre Auswirkungen zeigten sich aber vor allem im sozialen und psychischen Bereich. Haarausfall könne bei einigen Betroffen durchaus mit schwerwiegenden psychischen Problemen einhergehen, so PD Dr. Henss. Einer europaweiten Studie zufolge mit 729 betroffenen Männern haben 75% Prozent noch nichts gegen den Haarausfall unternommen. Nur 7% führten zum Zeitpunkt der Studie eine Therapie durch, und 18% hatten eine Therapie schon wieder beendet.

Im Anschluss berichtete Prof. Dr. Hans Wolff von der Ludwig-Maximilians-Universität in München über seine mittlerweile 10 jährige Erfahrung mit dem Wirkstoff Finasterid 1 mg (Originalpräparat Propecia). Wissenschaftlich dokumentiert sei die Stabilisierung des Haarverlustes über fünf Jahre (Eur J Dermatol 2002; 12:38-49) und die Zunahme der Haardichte (J Am Acad Dermatol. 2006; 55: 71-74). "Auch bei zehnjähriger Anwendung bleibt der Haarausfall gestoppt - ohne wesentliche Nebenwirkungen", fasste Professor Hans Wolff aus München seine Erfahrungen seit 1998 zusammen. Darüber hinaus präsentierte er klinische Verlaufsbilder von Personen mit anlagebedingtem Haarausfall über den Zeitraum von 10 Jahren.

Bei der Beratung von Männern mit anlagebedingtem Haarausfall ist es für Professor Wolff sehr wichtig, übertriebene Erwartungen zurechtzurücken: Zwar wirke die Finasterid Tablette an der Haarwurzel vom ersten Tag an, der Stopp des Haarausfalls werde im Allgemeinen aber erst nach etwa 3-6 Monaten spürbar. Verdichtungen würden erst nach 6 -24 Monaten sichtbar. Objektiv sei die Verbesserung durch Haarzählungen, Haargewichtsmessungen und standardisierte Kopffotographien belegt. In seiner Haarsprechstunde an der Universitätsklinik der LMU München geht Prof. Wolff dabei so vor: Bei der Erstvorstellung wird ein Übersichtsphoto mit einer Spezialkamera erstellt. Nach 6 Monaten erfolgt das erste Kontrollphoto, nach 12 Monaten das Zweite. Im weiteren Verlauf werden dann 1x/Jahr Verlaufsaufnahmen angefertigt. Bei Übersichtsfotographien der Langzeitstudie mit Finasterid lag der Anteil von Teilnehmern in der Finasterid-Gruppe mit verdichtetem Haar nach einem Jahr bei 48%. In der Placebo Gruppe (Placebo = Tablette ohne Wirkstoff) dagegen traf dies nur auf 7% der Männer zu. Prof. Wolff betonte, das vorrangige Ziel in der Behandlung mit 1 mg Finasterid sei der Stopp der fortschreitenden Haarlichtung. Komme es zu einer Haarverdichtung, wurde dieses Ziel übertroffen.

Im letzten Vortrag des Symposiums berichtete Prof. Rolf Hoffmann aus Freiburg (www.dermaticum.de) über verschiedene Aspekte in der Organisation einer Haarsprechstunde. Dabei stellte er auch erneut das Haararzt Suchportal www.TrichoCare.de vor. Dort können Patienten nach Ärztinnen und Ärzte in der näheren Umgebung suchen, die sich besonders mit dem Thema Haare befassen. Hinsichtlich der Verlaufskontrollen während einer Therapie bei anlagebedingtem Haarausfall empfahl er den Kolleginnen und Kollegen folgendes: Mit einer Digitalkamera können einfach und schnell formatfüllende Aufnahmen des Oberkopfes angefertigt werden. Dabei dienen die Ohren links und rechts als Orientierung. Auf diese Weise könne sichergestellt werden, ob sich z.B. Geheimratsecken oder lichte Stellen am oberen Hinterkopf ("Tonsur") vergrößerten oder nicht. Um die genaue Haardichte in lichten Arealen zu überprüfen, betonte Prof. Hoffmann, eigne sich vor allem das TrichoScan-Verfahren. Mit beiden Methoden zusammen sei eine optimale Verlaufs- bzw. Therapiekontrolle bei Haarausfall möglich. Ein Trichogramm mit der Auswertung der Telogenrate (= Anzahl der Haare in der Ausfallsphase) sei nicht geeignet zur Verlaufskontrolle bei Haarausfall, schloss Prof. Hoffmann ab. Eine Maus zum Beispiel habe eine ständige Telogenrate um die 95%. Die Telogenrate sage also nichts über die Haardichte aus.

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