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Aktuelles zum anlagebedingten Haarausfall der Frau
7. Juli 2023 - Dr. A. Finner, Dr. U. Schwichtenberg

Die androgenetische Alopezie (AGA) ist eine der häufigsten Formen von Haarausfall, bei der es zu einer Verkleinerung der Haarfollikel in bestimmten Bereichen der Kopfhaut kommt. In der Regel ist der anlagebedingte Haarausfall aufgrund des typischen Haarlichtungsmusters leicht zu diagnostizieren. Die androgenetische Alopezie des Mannes folgt bei etwa 80 % der Männer dem typischen männlichen Geheimratsecken-Tonsur Lichtungsmuster, das von Hamilton und Norwood klassifiziert wurde. Bei den Frauen überwiegt das "weibliche" Mittelscheitel-Lichtungsmuster, wie es von Ludwig beschrieben wurde. 

Die Alopecia androgenetica des Mannes basiert nach den derzeitigen Erkenntnissen vor allem auf einer anlagebedingten Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen). Genauer betrachtet besteht eine Empfindlichkeit gegenüber dem Stoffwechselprodukt Dihydrotestosteron (DHT), welches durch die Wirkung des Enzymes 5a-Reduktase aus dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron gebildet wird. Durch die verstärkte Wirkung des DHT kommt es zu einer Miniaturisierung der Haare in den betroffenen Regionen. 

Die AGA der Frau hingegen scheint ein uneinheitliches Kranheitsbild zu sein, weswegen in der englischen Fachliteratur seit einigen Jahren nicht der Begriff „female AGA“ sondern female pattern hair loss (FPHL) verwendet wird, also Haarausfall nach weiblichem Muster. In einem aktuellen Fachartikel wurden unter anderem die bisher vorliegenden Erkenntnisse zu diesem Thema zusammengefasst: 

Im Gegensatz zur AGA des Mannes erscheint die Rolle von Androgenen beim FPHL noch weitgehend unklar. Darüber hinaus können der individuelle Lebensstil und Umweltfaktoren den Beginn und/oder die Verschlimmerung von AGA beeinflussen. Möglicherweise spielen die Überprüfung der Lebensumgebung und des Lebensstils eine wichtige Rolle bei der Behandlung von AGA, was bisher eventuell nicht ausreichend betont wurde. 

Basierend auf diesen Erkenntnissen und körperlichen sowie laboratorischen Untersuchungen wird FPHL derzeit als heterogen betrachtet und es wird vorgeschlagen, es in vier Untergruppen je nach Altersbereich und Vorliegen oder Nichtvorliegen von Androgenüberschuss zu unterteilen: früh (im jungen Erwachsenenalter) einsetzendes FPHL mit oder ohne Androgenüberschuss sowie spät (peri- oder postmenopausal) einsetzendes FPHL mit oder ohne Androgenüberschuss. 

Umweltfaktoren (gewohnheitsmäßig und sozial) und Begleiterkrankungen können ebenfalls Einfluss auf die Entstehung und klinische Manifestation von FPHL haben oder damit in Verbindung stehen. Psychischer Stress, mangelnde körperliche Aktivität, unzureichender Schutz vor Sonnenlicht, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und weitere Faktoren wurden mit FPHL in Verbindung gebracht. Ferner wird eine "Mikroentzündung" um den Haarfollikel in der Entstehung von AGA und FPHL diskutiert. Mögliche Auslöser sind ultraviolette Strahlung, Umweltverschmutzung und das perifollikuläre mikrobielle Milieu. 

Diese und weitere Beobachtungen, so die Autoren des aktuellen Fachartikels, unterstützen die These, dass die FPHL aus verschiedenen Patientenuntergruppen bestehen könnte, und betonen die Notwendigkeit einer subtypspezifischen Analyse zur weiteren Erforschung der Entstehung.

Dr. Andreas Finner (www.Trichomed.com), Dr. Uwe Schwichtenberg (www.Derma-Nord.de)

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