Aktuelles zum Thema Finasterid Spray
05. Juni 2023 - Dr. A. Finner, Dr. U. Schwichtenberg
Der Wirkstoff Finasterid ist seit Ende Dezember 2022 als Spray zur äußerlichen Anwendung bei Männern mit anlagebedingtem Haarausfall rezeptpflichtig in deutschen Apotheken erhältlich (wir berichteten). Finasterid Spray wird einmal am Tag mit einem Trichter aufgesprüht, um gezielt die entsprechenden Flächen zu behandeln. Eine Anwendung besteht aus 1-4 Sprühstößen entsprechend der Größe der zu behandelnden Fläche. Jede Stelle soll nur einmal besprüht werden.
Auf der Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG e.V.) in Berlin Ende April 2023 berichteten Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi und Dr. Andreas Finner aus Berlin sowie Dr. Uwe Schwichtenberg aus Bremen über ihre Erfahrungen mit dem neuen Präparat.
Dr. Schwichtenberg beschrieb in seinen einleitenden Worten die Situation, in der Finasterid Spray in der täglichen Praxis am häufigsten zum Einsatz käme: Junge Männer mit beginnender androgenetischer Alopezie und dem Zlel, die noch vorhandenen Haare zu erhalten. Die Kosten für eine Packung lägen aktuell bei 80 Euro, was bei einem Sprühstoß für 180 Tage reichen würde. Aber selbst bei einer größeren betroffenen Fläche, welche mit 4 Sprühstößen behandelt werden müsse, reiche die Menge für 45 Tage. Die meisten Patienten benötigten 2 bis 3 Sprühstöße, was wiederum ausreichend sei für eine Behandlung über 90 bis 60 Tage.
Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi berichtete über die Zulassungsstudien für topisches Finasterid. In den Studien mit Finasterid Spray seien im Vergleich zu Placebo nicht vermehrt innerliche Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion, Libidoverlust, vermindertes Ejakulationsvolumen oder psychische Beeinträchtigungen beobachtet worden, wie dies in seltenen Fällen bei Einnahme der Tabletten beschrieben wurde. Trotzdem, so Prof. Blume-Peytavi, würden die Patienten über diese unerwünschten Wirkungen aufgeklärt, solange noch keine Langzeitstudien mit Finasterid Spray vorlägen.
Hinsichtlich einer möglichen Kombination von Finasterid Spray mit Minoxidil Schaum oder Lösung äußerte sich Prof. Blume-Peytavi positiv, da beide Wirkstoffe unterschiedliche Wirkmechanismen aufwiesen. Hier sei von einer sich ergänzenden Wirksamkeit auszugehen. Finasterid Spray würde dann 1 mal und Minoxidil 2 mal pro Tag aufgetragen. Eine Anwendung von Finasterid Spray bei Frauen sei allerdings nicht zu empfehlen, auch nicht nach der Menopause. Hier hätten sich sogar die Tabletten als nicht ausreichend wirksam erwiesen. Es müsse darüber hinaus auch vermieden werden, dass Kinder oder Frauen mit Finasterid Spray in Kontakt kommen. Abschließend betonte Prof. Blume-Peytavi, dass das Spray nur solange wirke, wie man es anwende. Nach Absetzen des Sprays stelle sich der Ausgangsbefund langsam wieder ein.
Im letzten Vortrag des Symposiums berichtete Dr. Finner (www.Trichomed.com) über häufig in der Praxis gestellte Fragen:
- Kommt das Spray auch bei langem Haar auf der Kopfhaut an? Dr. Finner: Ja, das habe ich mittels computergestützten, stark vergrößerten Aufnahmen von der Kopfhaut getestet
- Verteilt sich der Sprühstoß gleichmäßig auf der Kopfhaut? Dr. Finner: Ja, das habe ich auf speziellem Testpapier überprüft.
- Reichen 4 Sprühstöße für die Behandlung des gesamten Oberkopfes aus? Dr. Finner: Ja, auch dies wurde auf Testpapier mit entsprechender Testfläche bestätigt
- Welches Verfahren ist das beste für eine Haartransplantation? Dr. Finner: Beide Verfahren zur Entnahme sind gut. Die Streifenentnahme (FUT) erzielt teilweise eine größere Ausbeute an zu transplantierenden Haaren, es bleibt aber eine lineäre Narbe am Hinterkopf. Diese kann mit mittellangen Haaren aber problemlos überdeckt werden. Bei der punktuellen Entnahmetechnik (FUE) sei auch eine Kurzhaarfrisur möglich, es können aber insgesamt etwas weniger Haare entnommen werden, wenn man eine zu starke Ausdünnung am Hinterkopf vermeiden will. Auch Kombinationen sind möglich. Entscheidend sind die langfristige ärztliche Planung und das fachgerechte ärztliche Vorgehen, um die Kopfhaut und Haarwurzeln zu schonen und die Transplantate naturgetreu zu verteilen und zu platzieren. Haarmedikamente sorgen zusätzlich zur Erhaltung vorbestehender Haare.
- Warum wird für das Auftragen von Finasterid Spray ein Trichter verwendet? Dr. Finner: Durch das Verwenden des Trichters kann sich das Spray nicht unkontrolliert in der Umgebung verteilen. Darüber hinaus kann das zu behandelnde Areal besser eingeschätzt werden.
- Kann man einfach so von den Tabletten auf das Spray umsteigen? Dr. Finner: Ja. Man sollte dann aber optimalerweise mit beiden Präparaten überlappend 3 bis 6 Monate behandeln
Abschließend wies Dr. Finner drauf hin, dass man Finasterid Spray auch in den noch „normal“ aussehenden angrenzenden Bereichen anwenden sollte, insofern man dort bei der trichoskopischen Kopfhautuntersuchung bereits eine Miniaturisierung der Haare erkennen könne.
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