Bericht vom Symposium Entzündliche Haar- und Kopfhauterkrankungen Teil 3
8. Juni 2022 - Dr. A. Finner, Dr. U. Schwichtenberg
Am Mittwoch den 4. Mai 2022 fand an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des LMU Klinikums München das Symposium "Entzündliche Haar- und Kopfhauterkrankungen" für medizinische Fachkreise unter der Leitung von Prof. Lars E. French und Prof. Hans Wolff statt. Im Teil 1 unseres Berichtes ging es um die Frontal fibrosierende Alopezie (FFA), den Lichen Planopilaris (LPP) und die Fibrosing alopecia in a pattern distribution (FAPD), im 2. Teil berichtete Frau Prof. Blume-Peytavi aus Berlin über JAK-Inhibitoren bei Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall).
Weiter ging es mit dem Vortrag von Frau Dr. Natalie Evenschor zum Thema „Tinea capitis bei Kindern“, also einem Pilzbefall der Kopfhaut im Kindesalter. Dr. Evenschor begann mit der Präsentation von 6 Bildern der gleichen Erkrankung bei 6 verschiedenen Kindern, bei denen der Kopfhautbefall jeweils komplett unterschiedlich aussah. Sie machte deutlich, dass die Tinea capitis sowohl von den auslösenden Erregern als auch vom klinischen Bild her ein sehr uneinheitliches Krankheitsbild sei. Dies mache die Diagnosenstellung und die daraus resultierende gezielte Therapie oft sehr schwierig. Sie stellte im weiteren Verlauf des Vortrages Fälle von Kindern vor, die unter dem Verdacht ganz anderer Erkrankungen wie Kopfhautekzem, Schuppenflechte der Kopfhaut oder bakterieller Abszess in der Hautklinik vorgestellt wurden. Auffällig war jedoch, dass die bisherigen Therapien mit Kortison oder einem Antibiotikum, überhaupt nicht geholfen hatten. Die Bestätigung einer Pilzerkrankung der Kopfhaut mittels Erregernachweis unter dem Mikroskop und in der Kultur führten dann zur korrekten Therapie mit äußerlich und innerlich anzuwendenden Antipilzmitteln. Bestimmte Fälle von Pilzerkrankungen der Kopfhaut könnten mit bloßem Auge sogar aussehen wie ein kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata), so Dr. Evenschor. Neben dem Erregernachweis könne hier auch die Begutachtung der Kopfhaut mit dem Auflichtmikroskop helfen. Also mit der speziellen „Lupe“, mit der auch Muttermale bei der Hautärztin oder beim Hautarzt untersucht werden.
Bei Verdacht auf einen Pilzbefall der Kopfhaut müsse in der Praxis auch nach weiteren betroffenen Kindern zuhause, im Kindergarten oder in der Sportgruppe gefragt werden. Auch die Frage nach Haustieren wie Katzen oder Meerschweinchen sei wichtig, da diese als Überträger des Pilzes in Frage kämen. Abschließend betonte Fr. Dr. Evenschor die Notwendigkeit, eine Tinea capitis immer gleichzeitig äusserlich und innerlich zu behandeln, und grundsätzlich bei dem Auftreten von Eiterpickeln auf der Kopfhaut von Kindern immer an einen Pilzbefall zu denken.
Im nächsten und letzten Vortrag des Symposiums berichtete Prof. Hans Wolff aus München, ehemaliger medizinischer Leiter von www.Haarerkrankungen.de, über die sogenannten pustulösen und abszedierenden Kopfhauterkrankungen. Los ging es mit der Folliculitis capitis, also einer "einfachen" bakteriellen Entzündung der Haarfollikel, die auch im Gesicht auftreten könne. "Einfach" deshalb, weil es hier nicht zu einer Vernarbung der Haut komme, so Prof. Wolff. Anders sei dies bei der Folliculitis decalvans. Bei dieser durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelösten Kopfhauterkrankung läge die Entzündung tiefer, verlaufe chronischer und führe in der Folge zu einer Vernarbung an den betroffenen Stellen. Eine Kombinationsbehandlung mit Antibiotika wie Rifampicin und Clindamycin, oder mit anderen Therapeutika wie Dapson oder Isotretinoin sei hier unerlässlich, fuhr Prof. Wolff fort.
Bei der Perifolliculitis abszediens et suffodiens handele es sich um eine nicht durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöste Kopfhauterkranung, die zur Bildung von Abszessen und Fistelgängen unter der Haut führe. Hier müsse mit Injektion oder innerlicher Gabe von Kortison oder anderen Medikamenten behandelt werden. Die letzte von Prof. Wolff vorgestellte Erkrankung trug den komplexen Namen "posttraumatische, chronisch erosive Pustulose des Kapilitiums". Diese vor allem bei älteren Männern zu beobachtende eitrige Erkrankung der Kopfhaut sei zum Beispiel nach Operationen, Lichtbehandlungen oder Verletzungen der Kopfhaut anzutreffen. Behandelt würde mit innerlichem Kortison oder mit Dapson. Aber Vorsicht! Die Erkrankung könne selten anstatt bei älteren Männern auch bei jungen Frauen auftreten. Prof. Wolff stellte dem Publikum Bilder eines entsprechenden Falles aus seiner Sprechstunde vor.
Dr. Andreas Finner (www.trichomed.com), Dr. Uwe Schwichtenberg (www.Derma-Nord.de)
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