Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Seit einigen Jahren wird bereits an Weiterentwicklungen des 5 alpha Reduktase Typ 2 Inhibitors Finasterid (Propecia) geforscht. In sehr frühen Stadien wissenschaftlicher Studien sind auch erste Versuche mit einem 5 alpha Reduktase Typ 1 und 2 Inhibitor vorgenommen worden. Ob dieser Marktreife erreicht oder nicht, ist noch nicht absehbar. Auf jeden Fall ist in den nächsten Jahren noch nicht mit einem weiteren potenten Wirkstoff zu rechnen.
Dr. C. Kunte
Leider bewegt man sich als junger Mann, der Dutasterid anwendet, im Nebel der Unsicherheit. Wie Sie wahrscheinlich wissen, wurden die wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit von Dutasterid bei Haarausfall von der Herstellerfirma Glaxo abrupt abgebrochen. Warum? Eine Information, aus welchen Gründen dies geschah, erhält man von der Firma nicht. Deswegen habe ich noch nie einem Patienten dieses Medikament gegen Haarausfall verschrieben.
Die von Ihnen diskutierte Theorie kann ich mangels Fachinformationen auch nicht bewerten, sondern rate Ihnen und allen anderen, die Dutasterid einnehmen, das Medikament abzusetzen und durch einen 5-alpha-Reduktase-Hemmer zu ersetzen, den man sehr genau kennt und der gegen die androgenetische Alopezie zugelassen ist: Finasterid (Propecia).
Prof. Dr. H. Wolff
Anmerkung der Redaktion: Lesen Sie zu diesem Thema auch den Bericht in der Rubrik "Aktuelles" vom 14.12.2006.
Die %-Verteilung kenne ich nicht, aber Dutasterid hemmt beide Enzyme, 5alpha-Reduktase Typ I und II[,.] insgesamt wird der DHT-Spiegel im Serum um 90% gesenkt (bei Finasterid, das nur den Typ II hemmt, sind es 70% DHT-Senkung).
Prof. Dr. H. Wolff
Dem ersten Teil der Aussagen (1) kann ich zustimmen. Dem zweiten Teil (2) kann ich nicht zustimmen. Dabei möchte ich mich allerdings nicht in komplexen Argumentationslinien verheddern, die zwar theoretisch plausibel klingen, aber für mich als klinisch tätigen Arzt sekundär sind. Grund: Klinische Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von 5-alpha-Reduktase-Hemmern wie Finasterid (Propecia) - und wahrscheinlich auch von Dutasterid (Avodart) - das Haarwachstum sichtbar verbessert. Eine äusserliche Anwendung ist noch nicht untersucht worden, wahrscheinlich ist sie aber bei weitem nicht so wirksam wie die innerliche 5-alpha-Reduktase-Hemmer Einnahme.
Prof. H. Wolff
Bis eine Gentherapie am Menschen zur Behandlung des androgenetischen Haarverlustes zum Einsatz kommen wird werden sicherlich noch sehr viele Jahre vergehen.
Dr. C. Kunte
Ob sich die Stammzelltherapie bei der androgenetischen Alopezie in den nächsten 10 Jahren bereits etablieren wird, ist sehr unsicher.
Dr. Christian Kunte
Die Therapie der androgenetischen Alopezie (AGA) mit Stammzellen ist derzeit noch Zukunftsmusik. Verschiedene Arbeitsgruppen arbeiten jedoch an Methoden, bei denen z.B. Stammzellen aus Haarfollikeln des Hinterkopfes (die resistent gegen die androgenetische Alopezie sind) in die Kopfhaut mit von der AGA bedrohten Haarfollikeln spritzt. Im Idealfall würden dann die neuen Stammzellen den Haarfollikel "umprogrammieren" und damit resistent gegen die AGA machen. Aber wie gesagt: Noch Zukunftsmusik...
Prof. H. Wolff
Bei Stammzellen werden unterschiedliche Differenzierungsgrade unterschieden. Eine nicht ausdifferenzierte omnipotente Stammzelle (aus Embryonen) kann jedes Gewebe bilden, eine bereits in eine Geweberichtung differenzierte pluripotente Stammzelle nur bestimmte Gewebe. Je weniger differenziert die Stammzelle, desto höher ist die (theoretische) Möglichkeit, verschiedenartige Tumore zu bilden.
Die "Stammzellen", die vielleicht bereits demnächst bei menschlichen Kopfhaarfollikeln verwendet werden, z.B. die von Prof. Hoffmann aus Freiburg entdeckten "Tassenzellen", sind bereits so weit im Körper des Empfängers ausdifferenziert, dass eine tumuröse Entartung kaum zu erwarten ist. Selbst wenn diese eintreten sollte, sind Tumoren des Haarfollikels in der Regel gutartig.
Prof. H. Wolff
Zu den pflanzlichen 5-alpha-Reduktase-Hemmern kann ich nicht viel sagen, weil sie sich meiner Ansicht nach in einer wissenschaftlichen Grauzone bewegen. Das heisst, irgendjemand hat irgendwann im Reagenzglas irgendetwas nachgewiesen - nur eine klinische Relevanz, z.B. bezüglich der androgenetischen Alopezie, ist nie gezeigt worden.
Prof. Hans Wolff
Topische Alternativen zur Regaine Lösung sind derzeit nicht in Sicht. All die beschriebenen Mittel und Methoden sind noch Zukunftsmusik. Bislang werden entsprechende Mittel noch im Labor untersucht. Größere klinische Studien am Menschen sind noch nicht durchgeführt worden.
Dr. C. Kunte