Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Auch uns fällt auf, dass bei einigen Patienten der verstärkte Haarausfall - dokumentiert durch eine erhöhte Telogenrate im Trichogramm - sich nicht wesentlich bessert. Andererseits sieht man bei diesen Patienten in der Übersichtsfotografie trotzdem über Jahre eine Stabilisierung der Haardichte, so dass es sich daher wohl nur um einen harmlosen Haarwechsel handelt, ohne dass die Haarfollikel miniaturisieren.
Die Erklärung mit der Erhöhung der Androgenrezeptor bei DHT-Absenkung ist theoretisch möglich, aber in keiner Weise gibt es wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür. Die 5-Jahres-Daten der Propecia-Studie im European Journal of Dermatology sprechen dagegen: Nach 1 Jahr hatten die mit Finasterid behandelten Männer 126 Haare mehr im Testareal als die mit Plazebo behandelten Männer. In den folgenden Jahren nahm der Unterschied immer mehr zu, und nach 5 Jahren betrug er sogar 278 Haare im Testareal. Das heißt, der Behandlungsbenefit im Vergleich zur nicht behandelten Plazebogruppe wächst von Jahr zu Jahr.
Der immer größer werdende Unterschied ist im ersten Jahr auf die Zunahme der Haardichte bei den Finasterid-Probanden zurückzuführen. In den folgenden Jahren nimmt erwartungsgemäß die Haardichte bei den Plazebo-Probanden immer mehr ab, während sie bei den Finasterid-Probanden weitgehend auf dem Niveau stabilisiert bleibt. Fast alle Finasterid-Probanden hatten auch noch nach 5 Jahren Therapie immer noch mehr Haare als vor Beginn der Studie. Auch vom Erscheinungsbild her waren die mit Finasterid behandelten Männer weitgehend stabilisiert. In der Plazebogruppe gab es dagegen bemerkenswerte Verwandlungen in Richtung Glatze.
Prof. Dr. H. Wolff
Der sogenannte Gewöhnungseffekt ist ein Dauerbrenner. So wird spekuliert, dass ... Zitat: ""der Körper automatisch die Zahl der Androgenrezeptoren erhöht, wenn er merkt, dass das DHT regelmäßig reduziert ist und sich nicht soviel DHT an die androgenen Rezeptoren festbindet, wie es (ohne Behandlung) passieren würde. Somit führen auch relativ kleine Mengen von DHT zur Haarfollikelzerstörung."" Soweit ein Auszug und Erklärungsversuch aus einer früheren Anfrage.
Meiner Erfahrung nach wirkt Propecia, solange man es einnimmt. Trotzdem kann es bei besonders starkem genetischen Druck zu einem langsamen Fortschreiten der Haarlichtung kommen. Nur: Ohne Propecia würde sich die Haarlichtung wahrscheinlich wesentlich schneller ausbilden.
Prof. Dr. Wolff
Der androgenetischen Alopezie liegt eine Schrumpfung der einzelnen Haarfollikel zugrunde. Genau wissen wir es nicht, aber wahrscheinlich verläuft dieser Schrumpfungsprozess über einige Jahre hinweg. Propecia kann diese Schrumpfung bei vielen Follikeln verhindern bzw. bei einigen Follikeln sogar rückgangig machen. In der 4-montaigen Propecia-freien Zeit haben sicher nicht allzuviele Haarfollikel den ""point-of-no-return"" überschritten. Die derzeit wirksamste Methode, eine Glatzenbildung zu stoppen bzw. die Haardichte zu erhöhen ist die Kombination aus innerlich Propecia (Finasterid 1 mg Tablette) und äusserlich Regaine 5% (Minoxidil 5% Lösung). Damit haben wir zum Teil wirklich frappierende Verbesserungen beobachtet, so dass wir im hausinternen Jargon von Turbo-Therapie sprechen.
Prof. Dr. H. Wolff
Eine interessante Frage. Erfahrungen haben wir bei dieser Konstellation noch keine, da die meisten Männer Propecia weiter einnehmen oder sich nach dem Absetzen nicht mehr vorstellen. Bei den von Ihnen angesprochenen Alternativen gibt es eine günstige und eine weniger günstige Variante:
Günstig wäre, wenn sich der Haarausfall um so viele Haare nach hinten verschiebt, wie Propecia eingenommen wird. Wer also von 20 bis 35 Propecia eingenommen hat, startet danach bei einer Haardichte von 20 Lebensjahren und hätte mit 40 die Haardichte, die er sonst mit 25 Jahren hätte.
Leider trifft wohl eher die ungünstigere Variante zu: Der oben genannte Mann wird 5 Jahre nach Absetzen des Propecia mit 40 so aussehen, wie es Mutter Natur für ihn geplant hat. Also so, als hätte er nie Propecia eingenommen.
Prof. Dr. H. Wolff
Nach einer langjährigen Finasterid-Anwendung reagiert der Haarfollikel nicht empfindlicher, aber doch wieder empfindlich, wenn Finasterid (Propecia) abgesetzt wird. Die genetische Uhr des vorprogrammierten Haarfollikel-Todes läuft trotz Finasterid weiter. Allerdings wird durch die Absenkung des DHT durch Finasterid die sonst eintretende Miniaturisierung des Haarfollikels verhindert. Wird Finasterid schliesslich abgesetzt, werden innerhalb von einigen Jahren alle die Haarfollikel schrumpfen, die von "Mutter Natur" hierfür schon längst vorgesehen waren. Daher wird z.B. ein Mann, der von 20 bis 40 die Haare durch Finasterid am Kopf gehalten hat, mit 45 Jahren wahrscheinlich genau so aussehen, als hätte er nie Finasterid eingenommen. Dasselbe gilt übrigens auch für Minoxidil-Lösung (Regaine).
Prof. H. Wolff
Am sichersten ist man, wenn man Propecia weiter wie empfohlen einnimmt, also 1 Tablette pro Tag. Mit Absetzschemata habe ich keine Erfahrung, dazu gibt es auch keine Studien. Man kann aber davon ausgehen, dass eine wieder einsetzende Haarlichtung bei einer halben Tablette pro Tag weniger wahrscheinlich ist als bei einer Viertel Tablette pro Tag. Auch weiss man nicht, ob statt einer halben pro Tag eine ganze Tablette jeden zweiten Tag die gleiche Wirkung hat.
Prof. Dr. H. Wolff
Über den ""Gewöhnugseffekt"" wird in Internet-Foren viel spekuliert, wissenschaftlich nachgewiesen wurde er jedoch bisher nicht. Insgesamt hat dieses Konzept (Körperzelle wird empfindlicher auf DHT, wenn der DHT-Spiegel im Körper absinkt) durchaus seinen theoretisch richtigen Ansatz. Ich glaube aber nicht, dass der Gewöhnugseffekt in der Realität eine Rolle spielt.
Daher möchte ich hier - um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften - nicht auf die durchaus cleveren Fragen eingehen, da sie von einem Phänomen ausgehen, dass ich im Fall von Propecia für biologisch nicht relevant halte.
Prof. Dr. H. Wolff
Unter der Behandlung mit Propecia ist typischerweise nicht mit einem Effekt zu rechnen wie er von Ihnen beschrieben wurde. Bekannt ist, dass nach mehrjähriger Behandlung der Effekt leicht nachlassen kann. Das bedeutet, dass die Haarzahl weiterhin deutlich höher ist als zu Beginn der Therapie, dass die Zahl der zugewonnenen Haare jedoch etwas abnimmt. Im Rahmen der Studien war dieser Effekt über einen Zeitraum von 5 Jahren gemessen worden. Selbst nach 5jähriger Therapie war die Haarzahl deutlich höher als zu Beginn der Studie und was noch wichtiger ist das Erscheinungsbild hatte sich bei den meisten Studienpatienten trotz leicht abnehmender Haarzahl weiter verbessert. Besonders wichtig ist jedoch, dass die Differenz in der Haarzahl zu den Patienten die Plazebo bekommen hatten im Verlauf der Studie immer stärker angestiegen war, da die Plazebo-Anwender weiter Haare entsprechend des natürlichen Verlaufes der androgenetischen Alopezie verloren haben.
Dr. C. Kunte
Im Rahmen der internationalen Finasterid-Studien wurden erste Messungen der Haarzahl nach Absetzen des Medikamentes nach 3 Monaten gemacht. Zu dieser Zeit waren erste Effekte sichtbar, die auf einen Verlust der zuvor stabilisierten und zugewonnenen Haare hindeuten.
Dr. C. Kunte
Eine vierwöchige Einnahmepause richtet wahrscheinlich keine bleibenden Haarfollikelschäden an.
Prof. H. Wolff