Neue Entwicklungen in der Behandlung von Haarausfall am Beispiel der Stammzelltechnologie
11. Juli 2005 - Dr. Jens Meyer
Rationale Therapien der häufigsten Haarprobleme, moderne diagnostische Techniken und Verfahren zur objektiven Verlaufsdokumentation sowie die Entwicklung neuer therapeutischer Systeme und Technologien waren die Schwerpunkte der 11. Jahresversammlung der Europäischen Haarforschergesellschaft (EHRS) in Zürich. 48 hochrangige Wissenschafter aus aller Welt, von Vancouver bis Melbourne, fanden sich zu diesem Anlass zusammen. Insgesamt 250 Teilnehmer aus 20 verschiedenen Ländern nahmen am EHRS-Kongress teil und tauschten vom 7. bis 9. Juli ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus.
Der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie) ist bei Frauen und Männern die häufigste Form von Haarverlust. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben eine Vielzahl pathophysiologisch, diagnostisch und therapeutisch bedeutsamer Erkenntnisse hervorgebracht. Daraus haben sich etablierte Therapien wie 1 mg Finasterid (Propecia) für den Mann und Minoxidil-Lösung (Regaine) für Mann und Frau entwickelt. In fortgeschrittenen Stadien der androgenetischen Alopezie ist die Haartransplantation eine weitere Therapieoption. Über neue Entwicklungen in der Behandlung von Haarverlust berichtete Prof. Dr. med. Rolf Hoffmann aus Freiburg auf der 11. Jahresversammlung der EHRS am Beispiel der Stammzelltechnologie.
Neue Entwicklungen zu Haarfollikelstammzellen lassen hoffen, dass sich neue Therapieoptionen entwickeln. Seit vielen Jahren sei bekannt, dass Zellen der Haarwurzel (sog. dermale Papille) in der Lage sind, nach Zellkultur und Reinjektion in die Haut neue Haare wachsen zu lassen. Man nehme an, dass es sich um sog. adulte mesenchymale Stammzellen des Haares handelt, die Haarwuchs generell steuern. Bis vor wenigen Jahren war es nicht möglich, diese Zellen in Nährmedien zu züchten, welche frei von tierischen Bestandteilen waren. Firmen wie Aderans Research (USA) und Intercytex (England) sei es nun gelungen, solche Medien herzustellen und die Zellen unter „good medical practice“ (GMP), also unter standardisierten Bedingungen, anzuzüchten. Eine erste Pilotstudie an 7 Männern zeigte verbessertes Haarwachstum bei 5 der mit diesen Zellen behandelten. Grössere Studien seien nun notwendig, um festzulegen, ob aus dieser Beobachtung eine allgemein wirksame Therapie abgeleitet werden kann.
Eigene Untersuchungen hätten gezeigt, so Prof. Hoffmann, dass Zellen in der direkten Nachbarschaft der Haarwurzel nach Injektion ein erheblich besseres Haarwachstum erzeugten und dass im Vergleich mit Zellen der dermalen Papille, dieser Haarwuchs auch länger andauerte. "Da diese Zellen die Haarwurzel tassenartig umscheiden, haben wir sie Tassenzellen genannt." Auch mit diesen Zellen stünden nun Studien zum Wirknachweis an.
Für die Zukunft bleibe abzuwarten, welche Strategie, bzw. welche Zellart letztlich die besten Ergebnisse für den Patienten erzielt. Es sei abzusehen, so die Einschätzung von Prof. Hoffmann, dass sich zukünftig aus diesen Entwicklungen eine Therapie entwickeln lässt, welche nach heutigem Kenntnisstand wahrscheinlich wirkungsvoller sein wird als die etablierten Verfahren.
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