Thema: Konkurrierende Enzymhemmung
2007-12-06
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Autor: gecko |
Hallo! Ich habe eine Frage zu einem biochemischen Aspekt. Bei Finasterid handelt es sich um eine Substanz, die als konkurrierende Enzymhemmung der 5-alpha-Reduktase fungiert, welche Testosteron (T) zu Dihydrotestosteron (DHT) abbaut. Da es sich dabei um eine Teilreaktion handelt interessiert mich der alternative Abbauweg bzw. die alternativen Wege. Durch dauerhafte Nachproduktion des Substrates T erhöht sich dessen Konzentration um - nach Ihren Angaben - ca. 10% im Serum. Folglich muss es ja noch weitere Abbauwege geben, die bei einer bis zu 70% blockierten 5-alpha-Reduktase stärker frequentiert werden als ohne diese Hemmung. Wo gehen die verbleibenden T Moleküle hin? Da DHT nicht nur in den Haarfollikeln aktiv wird, sondern auch in der Prostata, den Samenbläschen, den externen Genitalien und der Haut und sich im Fall von T Auswirkungen auf Gehirn, Muskelembryonale Gewebe, Spermatogonien, Knochen, Fettgewebe, Niere, Immunsystem und Speicheldrüsen hat, stelle ich mir einen Eingriff in dieses vielschichtige System als nicht ganz unbedenklich vor. Wie stark sind die auftretenden Änderungen? Vielen Dank für Infos dazu! |
Prof. Dr. Hans Wolff![]() Experte Beiträge:188 | 2007-12-09 |
Sehr geehrter gecko, der alternative Stoffwechselweg ist über die Aromatase, spielt aber vor allem bei Frauen eine Rolle. Die Finasterid-Tablette (Propecia) hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) in der Kopfhaut und im Körper. Der DHT Spiegel im Körper wird dadurch um 70 % gesenkt. Der Testosteron-Spiegel bleibt gleich bzw. erhöht sich leicht. In der großen Finasterid-Studie an mehr als 1500 Männern betrug diese Erhöhung im Durchschnitt 9%. Der Testosteron-Spiegel stieg von etwa 510 auf 555 ng/ml Serum. Der Testosteron-Normalbereich beträgt 300 - 1200 ng/ml. Eine derart geringe Erhöhung des Testosterons hat sicher auch keine klinischen Auswirkungen, zumal sich der Wert weiterhin im breiten Fenster des Normalbereichs befindet! Nebenwirkungen wie Libido- oder Potenzabschwächung traten in der Finasterid-Studie bei weniger als 2% der Propecia-Anwender auf. Allerdings fast genauso häufig auch in der Plazebogruppe. Unsere Erfahrung zeigt, dass vermeintliche Nebenwirkungen wie fettigeres Kopfhaar, Kopfschuppen, Verbesserung oder Verschlechterung von Akne usw. meist nicht kausal durch Finasterid bedingt sind. Prof. Dr. H. Wolff |
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