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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall der Frau

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Thema: Frage zur neuen Studie über Alfatradiol
2006-01-10
Autor:
Hairless
Sehr geehrte Herren,

Sie beríchten ansatzweise über den Ausgang der neuen Studie über Alfatradiol.

Es heißt, dass bei den Frauen ein Zuwachs von 69 auf 77 % erfolgte. Dies ist sehr pauschal, da daraus nicht hervorgeht, wie der Zuwachs bei den einzelnen Personen erfolgt ist. Bei 12 % der Frauen nahm die Anagenhaarrate im Laufe der Behandlung weiter ab. Mich würde interessieren, wie der Verlauf bei den restlichen 88 % der Frauen war. Ob bei allen 88 % ein Zuwachs stattfand oder lediglich ein Haarausfall-Stopp usw.

Gibt es nähere Informationen zu dieser Studie? Wo hat man die Möglichkeiten darüber mehr zu erfahren?

Mit freundlichem Gruß
Priv. Doz. Dr. Christian Kunte

Experte
Beiträge:318
2006-01-20
Sehr geehrte Hairless,

Im Dezember 2005 wurde in der Zeitschrift Aktuelle Dermatologie ein Artikel veröffentlicht, der die Wirksamkeit von Alfatradiol bei der androgenetischen Alopezie beschreibt:

Wozel G, Naranayan S, Jäckel A, Lutz GA:
Alfatradiol (0,025%) – Eine wirksame und sichere Therapieoption zur Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Frauen und Männern.
Akt Dermatol 2005; 31: 553-560.

Nach Ansicht von Prof. Wolff, einem Mitglied unseres Expertenrats, werden dabei Behauptungen aufgestellt, die er für nicht haltbar hält. Ein entsprechender Leserbrief wurde bereits von ihm an den Herausgeber der Aktuellen Dermatologie geschickt. Die Publikation der Kommentare von Prof. Wolff soll nach einer entsprechenden Stellungnahme der Autoren um Prof. Wozel in Aktuelle Dermatologie erfolgen.

Der Leserbrief von Prof. Wolff liegt uns vor und hat im Wesentlichen folgende Kritikpukte.

1)
Alfatradiol wurde früher auch 17-α-Estradiol genannt und ist in den Handelspräparaten Ell-Cranell-αR oder PantostinR enthalten. Die Therapie der androgenetischen Alopezie mit Alfatradiol beruht auf einer angeblichen Hemmwirkung auf die 5-α-Reduktase im Haarfollikel. Gezeigt wurde diese Hemmwirkung an Rattenleberschnitten. Prof. Wolff kritisiert, dass die Rattenleber kein geeignetes Modell für die menschliche Kopfhaut darstellt. Zum Beleg der Hemmwirkung fordert er für Alfatradiol Untersuchungen an menschlichen Kopfhautbiopsien, wie sie z.B. für den Wirkstoff Finasterid (in PropeciaR enthalten) tatsächlich erfolgt sind.

2)
Prof. Wolff kritisiert ferner, dass es bisher keine Studie gibt, die die Wirkung von Alfatradiol bei der androgenetischen Alopezie tatsächlich mit modernen wissenschaftlichen Methoden belegt.

3)
Die von Wozel et al. veröffentlichte Studie sei eigentlich gar keine wissenschaftliche Studie sondern lediglich eine Anwendungsbeobachtung, da sie
- keine Plazebokontrolle enthalte,
- sich daher keiner Randomisierung bediene,
- daher auch kein Doppelblind-Design habe,
- keine relevanten Studienendpunkte wie z.B. Haarfollikelzählung oder standardisierte Kopfhautfotografie untersuche,
- und mit 7,5 Monaten viel zu kurz sei.

Zusammenfassend vermisst Prof. Wolff auch in dieser Studie zu Alfatradiol überzeugende wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit von Alfatradiol bei der androgentischen Alopezie.

Schliesslich plädiert Prof. Wolff dafür, betroffenen Frauen und Männern die seiner Ansicht nach wirklich wirksamen Therapeutika bei der androgenetischen Alopezie zukommen zu lassen. Diese sind nach Prof. Wolff die 2%ige bzw. 5%ige Minoxidil-Lösung (RegaineR Frauen, Regaine MännerR) und die Finasterid 1 mg Tablette (Propecia R).

Sobald der Leserbrief in Aktuelle Dermatologie veröffentlicht worden ist, werden wir weiter darüber berichten.

Dr. C. Kunte

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