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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: Dihydrotestosteron
2005-09-07
Autor:
Goldberg
Sehr geertes Expertenteam,
ich lese immer wieder dass der Dihydrotestosteronspiegel um ca. 70% abgesenkt wird.
Können Sie mir bitte ausführlich erklären wozu der Körper dieses Hormon benötigt, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Körper dieses nicht auch noch für andere Dinge benötigt. In der Packungsbeilage ist zu lesen, dass die Hemmung zu Fehlbildungen der äußeren Geschlechtsorgane bei männlichen Ungeborenen führen kann.

Vielen Dank im voraus.

Priv. Doz. Dr. Christian Kunte

Experte
Beiträge:628
2005-09-11
Sehr geehrter Fragesteller,



DHT gilt eigentlich als Androgen mit „schlechter“ Wirkung. DHT ist durch Entstehung durch das 5alpha Reduktase I Enzym an der Talgdrüse für die Ausbildung der Akne mitverantwortlich. DHT ist durch Entstehung durch das 5alpha Reduktase II Enzym an der Prostata für die gutartige Prostatavergrößerung und am Haarfollikel des Kopfes für die androgenetische Alopezie erforderlich. Im erwachsenen Organismus gibt es keine essentiellen Funktionen für das Hormon DHT.



Bei männlichen Föten ist DHT für die normale Ausbildung der Geschlechtsorgane wichtig.



Das für die Ausbildung der Alopezie entscheidende Androgen ist Dihydrotestosteron (DHT). Es wird mittels zweier Isoenzyme mit unterschiedlichen Gewebeverteilungen, den 5a-Reduktasen Typ I und II, aus Testosteron metabolisiert. Die Kenntnis, dass DHT für die androgenetische Alopezie weit wichtiger ist als Testosteron, hat ihren Ursprung in einem Artikel, der 1974 von Imperato-McGinley et al. in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde. Anhand von 24 Männern aus 13 Familien des Dorfes Salinas in der Dominikanischen Republik beschrieben die Autoren ein bemerkenswertes Syndrom, das bedingt ist durch einen autosomal rezessiven 5a-Reduktase-Typ-II Mangel. Betroffene Männer kommen mit dem äußeren Genitale von Mädchen zur Welt, sind also Pseudohermaphroditen. Bis zur Pubertät wachsen sie als Mädchen auf. Im Alter von etwa 12 Jahren kommt es jedoch zur Ausbildung eines normalen männlichen Genitale, weswegen sie in dem Dorf als Guevedoces („Eier mit 12“) bezeichnet werden. Die Jungen entwickelten sich zu normalen Männern mit regulären Testosteronspiegeln, aber – bedingt durch den genetischen 5a-Reduktasemangel – stark erniedrigten Dihydrotesteroren (DHT)-Spiegeln. Bemerkenswert ist, daß diese Männer lebenslang von Akne, androgenetischer Alopezie und benigner Prostatahyperplasie verschont bleiben. Der primäre Realisationsfaktor der androgenetischen Alopezie ist also nicht Testosteron, sondern DHT. Trifft das Hormon auf entsprechende genetisch programmierte Haarfollikel,kommt es zu folgenden Sekundärphänomenen:



- Verkürzung der Anagenphasen,



- Vermehrung der Telogenhaare im Trichogramm,



- Verschmächtigung der Haarfollikel,



- Verdünnung der Haarschäfte,



- kräftige Terminalhaare wandeln sich in dünne Vellushaare um,



- die Haarzahl nimmt kontinuierlich ab



Da Männer mit androgenetischem Haarausfall in der frontal betroffenen Kopfhaut signifikant höhere 5a-Reduktase-Aktivitäten und DHT-Spiegel aufweisen als in okzipitaler Kopfhaut, erscheint die Senkung des DHTSpiegels durch Hemmung der 5a-Reduktase-Aktivität als vielversprechender Therapieansatz der androgenetischen Alopezie, was zunächst im Tiermodell der Bärenmakaken (stumptail macaques) untersucht wurde.



Ihr Dr. C. Kunte

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