Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Körperhaare werden genetisch und hormonell anders als Kopfhaare gesteuert. Deswegen fallen sie nie aus, auch wenn im oberen Stockwerk eine Glatze vorhanden ist.
Prof. Dr. H. Wolff
Meiner Meinung nach liegt hier eine Vermengung verschiedener Begriffe und Erkrankungen vor. Wollhaar oder Kräuselhaar ist eine Erkrankung, bei der wollig gekräuseltes Haar bei Weißen vorkommt, das dem Haar farbiger ähnelt. Hier gibt es eine autosomal-dominant, eine autosomal rezessive vererbte Form und den sog. Wollhaarnävus.
Eine erworbene progressive Haarkrümung ist ein plötzliches Auftreten dunklen Kraushaares in der Pubertät, vornehmlich im Stirn- und Schläfenbereich. Zusammenhänge mit Röntgenepilation oder Retinoidtherapie wurden beobachtet. „Whisker hair“, möglicherweise eine Variante der erworbenen progressiven Haarkrümung, können bei hellhäutigen Männern auftreten, die dabei sind, eine frühe und ausgeprägte androgenetische Alopezie zu entwickeln. Eine klare Abgrenzungen dieser beiden Krankheitsbilder gibt es nicht.
Dr. C. Kunte
Ausdünnung am Hinterkopf passt nicht zur androgenetischen Alopezie, da die Haarfollikel im Haarkranz durch eine Laune der Natur resistent gegen den negativen Einfluss von Dihydrotestosteron sind.
Prof. Dr. H. Wolff
Liegt eine klassische androgenetische Alopezie vor, so kann spontanes Wiederwachstum bereits verlorener Haare ohne Therapie nicht erwartet werden.
Prof. Dr. H. Wolff
Der völlig gerade Haaransatz ist eher selten bei Männern. Bei Menschen mit Neurodermitis sieht man manchmal den sogenannten ""pelzmützenförmigen"" Haaransatz. Er wirkt aber etwas komisch, so dass ich hier Herrn Trüeb zustimmen möchte, indem auch ich leichte Geheimratsecken (Hamilton-Norwood I-II) für das völlig normale männliche Erscheinungsbild halte und in diesem Stadium eine Therapie für nicht unbedingt notwendig halte.
Prof. Dr. H. Wolff
Die Haarzahl von rund 250 Haaren pro Quadratzentimeter ist für die Kopfhaut normal anzusehen. Nimmt man einen Durchmesser der haartragenden Kopfhaut von etwa 26 cm, so beträgt der Radius 13 cm. Die Haarzahl am Kopf variiert bei voll Behaarten je nach Haarfarbe zwischen 100.000 und 150.000. Geht man nicht von einer ovalen sondern runden Fläche aus, so kann die zu erwartende Haarzahl pro Quadratzentimeter nach der Formel x=r2p (Pi) berechnet werden. Die Haarzahl beträgt rechnerisch zwischen 190 und 280 Haaren. Die Variationsbreite ist wie zu erwarten und auch aus der Erfahrung heraus sehr hoch.
Dr. C. Kunte
Fleckförmiger Haarausfall kann vielerlei verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten sind kreisrunder Haarausfall und Pilzinfektionen, seltener Syphilis und andere Erkrankungen. Die Unterscheidung eines fleckförmigen Haarausfalls von einer androgenetischen Alopezie ist für den Hautarzt in aller Regel problemlos klinisch (Blickdiagnose) möglich. Die Haardichte schwankt in den verschiedenen Kopfhautregionen zum Teil erheblich, so dass der Aspekt fleckförmig unterschiedlicher Haardichte entstehen kann.
Zur Sicherung der Diagnose androgenetische Alopezie (AGA) sollten Sie jedoch Ihren Hautarzt aufsuchen, der sicher problemlos einen möglichen fleckförmigen Haarverlust ausschließen kann. Die von Ihrem Hautarzt für die AGA eingeleitete Therapie stellt im übrigen die derzeit optimale und effektivste Behandlung dar. Primäres Ziel einer androgenetischen Alopezie ist den fortschreitenden Haarverlust zu stoppen, was mit der von Ihnen angewandten Therapie bei fast allen Patienten der Fall sein dürfte. Bei gut 60 % der Behandelten ist eine Verdichtung des Haarkleides unter dieser Therapie zu erwarten.
Dr. C. Kunte
Fast alle Haare, die schmerzlos aus der Kopfhaut auszuziehen sind, befinden sich im Telogenstadium. Im Telogenstadium ist das Haar in die Ruhe- und Ausfallsphase getreten. Die sogenannte Haarwurzel hat sich geteilt und das Haar hat sich mit einem Teil davon, dem Haarbulbus, zurückgezogen. Der Bulbusteil hat sich rund wie ein Kolben verformt. Das Telogenhaar nennt sich deshalb auch Kolbenhaar. Ihrer Beschreibung nach könnte es sich bei dem ""Knubbel"" um den Bulbus handeln. Eine Diagnosestellung auf diesem Wege ist natürlich nicht möglich, Ihr Hautarzt kann aber mit einem Blick im Mikroskop erkennen, ob der ""Knubbel"" der Haarbulbus ist. Dies wäre völlig normal.
Die Haare im Anagenstadium (Wachstumsstadium) lassen sich nicht schmerzlos ausziehen. Hier hat der Bulbus noch Kontakt zum anderen Teil der Haarwurzel, der dermalen Papille. Die dermale Papille enthält Blutgefäße und Nerven. Deshalb schmerzt das Ausziehen von Anagenhaaren. Auch am Anagenhaar lässt sich der Bulbus als Knubbel mit bloßem Auge erkennen, außer das Haar sitzt so fest, dass es beim Ausziehen abbricht.
Dr. C. Kunte
Nachdem das lockersitzende Telogen (Ruhe-) Haare ausgestoßen wurde, benötigt das im selben Haarfollikel nachwachsende Anagenhaar nur mehr wenige Wochen bis es aus der Kopfhaut austritt.
Dr. C. Kunte
Die Hypothese der limitierten Zyklus-Zahl für Kopfhaarfollikel ist griffig und plausibel. Basierend auf dieser Hypothese ist die gestellte Frage sehr richtig, ob nicht bereits miniaturisierte Follikel zu viele Zyklen ""verbraucht"" hätten und daher nur noch eine sehr begrenzte Lebenszeit haben.
Aus der klinischen Erfahrung habe ich für diese Hypothese keine Hinweise. Ich glaube, dass das Leben von Haarfollikeln nicht durch eine Höchstzahl von Haarwachstumszyklen begrenzt ist, sondern bei Kopfhaarfollikeln durch eine genetisch vorbestimmte Überempfindlichkeit gegenüber Dihydrotestosteron (DHT). Der dann einsetzende ""Todeskampf"" des Follikels äussert sich durch die immer häufigere, ""verzweifelte"" Neu-Anlagen der Haarfollikelarchitektur. Da dies am besten nach Beendigung eines Wachstumszyklus möglich ist, werden die Wachstumszyklen der gefährdeten Follikel immer schneller wieder beendet, um noch einen weiteren Versuch zu machen, einen vernünftigen Follikel zu bilden. Die Haarfollikel werden allerdings immer mickriger, zumindest so lange DHT auf einen genetisch empfindlichen Follikel einwirken kann.
Erniedrigt man dagegen DHT (z.B. durch Finasterid/Propecia), kann man das Leben solch empfindlicher Follikel verlängern. Ob diese Lebensverlängerung nur noch wenige Jahre beträgt oder so lange gewährleistet ist, wie Finasterid eingenommen wird, muss die Zukunft zeigen.
Prof. Dr. H. Wolff