Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
In der Regel ist der erblich-hormonelle Haarausfall (androgenetische Alopezie, AGA) aufgrund des typischen Haarlichtungsmusters leicht zu diagnostizieren. Eine genetische Vorbelastung liegt auch schon vor, wenn der Vater oder Großvater Geheimratsecken haben. Die AGA kann aber auch bei Männern oder Frauen auftreten, deren Vater und Mutter keine offensichtlichen Haarprobleme haben. Dies liegt daran, dass die AGA durch mehrere Gene bestimmt wird. Kommen nun bei der Befruchtung nur die ""ungünstigen"" Gene der Mutter mit den ""ungünstigen"" Genen des Vaters zusammen, können der Sohn oder die Tochter eine AGA entwickeln, obwohl die Eltern volles Haar haben.
Prof. Dr. H. Wolff
Bei der genetischen Veranlagung zur androgenetischen Alopezie werden vor jeder Zeugung "die Karten neu gemischt". Es macht keinen Unterschied, ob man der erste, dritte oder vielleicht fünfte Sohn ist. Dabei kann es vorkommen, dass ein Bruder von den Eltern, Vater und Mutter, die jeweils günstigen Erbanlagen (Allele) erwischt, der andere die jeweils ungünstigen. Im Endeffekt kann dann der - seltene - Fall resultieren, dass ein Bruder eine sehr frühe und starke androgenetische Alopezie entwickelt, und der andere kaum Symptome der Haarlichtung zeigt.
Prof. H. Wolff
Die Neigung zur Ausbildung einer androgenetische Alopezie ist genetisch geprägt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen Erbvorgang der an einem Gen festgemacht werden kann. Das Zusammenspiel vieler Gene spielt hier eine Rolle. Da etwa 80-90 % aller europäischen Männer eine mehr oder weniger ausgeprägte Form einer androgenetischen Alopezie entwickeln liegt der Vererbungsmodus über den Vater natürlich nahe. Die Neigung zur Ausbildung einer androgenetischen Alopezie bei Männern kann aber, wie bei Ihnen, auch von Seiten der Mutter her kommen. Je früher im Leben der androgenetische Haarausfall beginnt, desto ausgeprägter wird in aller Regel auch die Haarlichtung. Eine Garantie dafür, dass Sie Ihrem Bruder nicht immer ähnlicher werden, wenn Sie Ihre Medikamente absetzen, gibt es jedoch nicht.
Dr. C. Kunte
Die Sexualfunktion des Mannes wird vornehmlich durch das männliche Geschlechtshormon Testosteron reguliert. Da sich im Rahmen der zahlreichen Studien mit Propecia (Finasterid) zwar ein diskreter jedoch jederzeit im Normbereich befindlicher Spiegel von Testosteron im Blut zeigte, ist eine Veränderung des Sexualverhaltens nicht zu erwarten. Andersherum ist ein verstärkter Haarausfall nicht auf ein reges Sexualleben zurückzuführen. Durch häufigen Sexualverkehr kommt es nicht zu einer Erhöhung des Testosteronspiegels im Serum.
Dr. C. Kunte
Die Frage ist durchaus interessant, da wir wissen, dass ein Testosteron (T)-Mangel über Gehirnfunktionen zu Libidoverlust und Leistungsschwäche führt. Über die Verteilung der 5-alpha-Reduktase Enzyme im Gehirn liegen mir keine Informationen vor. Ich vermute aber, dass diese Enzyme und damit auch das von ihnen hergestellte Hormon Dihydrotestosteron (DHT) für das Gehirn keine entscheidende Rolle spielen. Dies wird durch fehlende psychische Nebenwirkungen - zumindest beim 5-alpha-Reduktase Typ II Hemmer Finasterid - belegt. Zum Typ I Hemmer Dutasterid kann ich hier nichts aussagen.
Es hängt vom Gewebe ab, welches Testosteron - T oder DHT - das relevantere ist. Für die Kopfhaarfollikel und das Prostatagewebe ist es DHT. Für den Muskelaufbau entscheidend ist dagegen Testosteron und nicht DHT. Daher kommt es unserer Erfahrung nach unter Therapie mit Finasterid (Propecia) auch zu keinen Veränderungen der Muskelmasse.
Prof. Dr. H. Wolff
Ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Körperbehaarung und dem Grad der Ausbildung einer androgenetischen Alopezie ist nicht zu sehen. Sowohl die androgenetische Alopezie als auch die Körperhaare werden durch männliche Geschlechtshormone (Androgene) gesteuert, für beides ist jedoch die genetische Prägung ausschlaggebend. Bei der androgenetischen spielt das Hormon DHT, bei der Körperbehaarung das Hormon Testosteron die entscheidende Rolle.
Dr. C. Kunte
Sex und Sport erhöhen den Testosteronspiegel - wenn überhaupt - nur irrelevant wenig und führen keinesfalls zur Verschlimmerung von Haarausfall! Androgenetische Alopezie kommt nicht von zu viel Testosteron oder DHT, sondern durch eine individuelle Überempfindlichkeit des Haarfollikels auf DHT. Diese entwickelt sich bei jedem betroffenen Haarfollikel individuell in einem genetisch vorbestimmten Lebensalter. Sowohl die Propecia-Tablette als auch die Regaine-Lösung sind gut dagegen wirksam.
Prof. Dr. H. Wolff
Ernährung hat nach heutigem Wissen sicher keinen Einfluss auf die androgenetische Alopezie.
Dr. C. Kunte
Sexuelle Aktivität stimuliert tatsächlich die Ausschüttung des männlichen Geschlechtshormones Testosteron. Mehr Testosteron führt auch zu etwas höheren Dihydrotestosteron (DHT)-Spiegeln. DHT ist einer der Hauptverantwortlichen für die männliche Glatzenbildung. Theoretisch also eine Untermauerung der Hypothese: Glatzköpfe sind die eifrigeren Liebhaber, und deswegen sind sie Glatzköpfe.
Wissenschaftlich gesehen spielt allerdings ein 10 oder 20% höherer DHT-Spiegel keine entscheidende Rolle, da die genetisch vorgeprägten Haarfollikel so empfindlich auf DHT reagieren, dass bereits normale Spiegel alle Haarfollikel schrumpfen, die empfindlich gegenüber DHT geworden sind. Höhere DHT-Spiegel führen nicht dazu, dass noch mehr Haarfollikel schrumpfen.
Daher hat sexuelle Aktivität keinen Einfluss auf den Haarausfall.
Prof. Dr. H. Wolff
Meines Wissens ist DHT beim Erwachsenen nutzlos. Männer mit 70%iger Absenkung durch Finasterid sind genau so leistungsfähig wie Männer mit normalen DHT-Spiegeln. Als einziger Unterschied fällt allenfalls eine leichte Senkung des Prostatasekretes auf und damit eine leichte Senkung des Ejakulatvolumens. Mit einer noch stärkeren Absenkung des DHT, wie z.B. mit Dutasteride um 90%, gibt es bisher keine ausreichenden Erfahrungen.
Prof. Dr. Wolff