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Fragenarchiv - Diagnostik und Allgemeines zur Therapie bei anlagebedingtem Haarausfalls

Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.

Themen in dieser Archiv-Rubrik

1
Behandlung bei Frauen
Welche Medikamente kommen zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls der Frau in Betracht?

2
Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls während der Schwangerschaft
Können während einer Schwangerschaft Präparate gegen den anlagebedingten Haarausfall verwendet werden oder sollten diese solange abgesetzt werden?

3
Hormonuntersuchung bei Frauen?
Wie kann der anlagebedingte Haarausfall der Frau festgestellt werden? Ist hierzu eine Hormonuntersuchung notwendig?

4
Diagnose anlagebedingter Haarausfall mittels Trichogramm?
Kann man durch Trichogramm tatsächlich eine androgenetische Alopezie einwandfrei feststellen?

5
Ziel einer Behandlung
Welches Ergebnis kann mit einer medikamentösen Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls erreicht werden?

6
Behandlung mit Haarteil, Haarwässern und Medikamenten
"Ich (weiblich) leide seit ca. 10 Jahren an androgenetischem Haarausfall. Vor einem Jahr war der Haarausfall noch einmal so stark, dass nun ein ""normales Leben"" nicht mehr möglich war. Ich habe mich danach für ein Haarteil entschieden. Schadet ein permanent befestigtes Haarteil den eigenen Haaren? Ist die Anwendung von Haarwässern auch am Rande der akut betroffenen Stellen möglich und sinnvoll und ist es möglich, dass meine Haare auch unter dem Haarteil nachwachsen? "

7
Leitlinien zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls?
Gibt es deutsche/internationale Leitlinien zur Behandlung des männlichen/weiblichen genetisch bedingten Haarausfalls, oder Behandelt jeder Arzt nach (besten) Wissen und Gewissen?

8
Behandlung vor bzw. in der Schwangerschaft
Ich möchte schwanger werden. Inwieweit es Möglichkeiten der Weiterbehandlung meiner AGA? Mir ist natürlich klar, dass man in der Schwangerschaft auf möglichst alle Medikamente verzichten sollte- aber vielleicht werde ich ja erst in Monaten schwanger, und was ist bis dahin?

9
Beurteilung von Studien
Im Internet hört man oft über die Durchführung von Studien mit Medikamenten zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls. Wie kann man beurteilen, ob es sich um aussagekräftige medizinische Studien handelt?

10
Warum zum Endokrinologen?
Ich (w,20) leide an androgenetischem Haarausfall und habe jetzt des öfteren davon gehört, man sollte einen Endokrinologen zu Rate ziehen. Inwiefern könnte dieser mir helfen?

Welche Medikamente kommen zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls der Frau in Betracht?

Auch Frauen können unter anlagebedingtem Haarausfall leiden. Der Fachbegriff ist androgenetische Alopezie. Dieser Haarausfall äußert sich bei Frauen meist durch eine fortschreitende Ausdünnung im Mittelscheitelareal. Zwar werden viele Therapeutika angeboten, wirksam sind jedoch nur wenige. Die Therapie der androgenetischen Alopezie der Frau richtet sich nach dem vorliegenden Haarstatus.

1. Bei fehlender oder nur geringer Haarlichtung bei gleichzeitig stärkerem Haarverlust sind Estradiol-haltige Lösungen manchmal in der Lage, den Haarausfall zu verzögern. Hier gibt es die biologisch östrogenaktiven 17-beta-Estradiol-Lösungen (Crino-Hermal fem neu®, Alpicort F neu® u.a.) und die nicht-östrogenaktiven 17-alpha-Estradiole (Ell-Cranell-alpha®, Pantostin®).

2. Wahrscheinlich wirksamer sind systemisch gegebene Antiandrogene wie Chlormadinonacetat (Belara®, Neo-Eunomin®) oder Cyproteronacetat (Diane-35®, Androcur®). Allerdings steht der wissenschaftliche Beweis in doppelblinden, plazebokontrollierten Studien mit präzisen Haarzählungen und standardisierten Übersichtsfotografien sowohl für Östrogene als auch Antiandrogene noch aus.

3. Bei sich deutlich abzeichnender androgenetischer Alopezie der Frau verwenden wir 2%ige Minoxidillösung (Regaine Frauen®).

An Nebenwirkungen ist bei einer Therapie mit Minoxidil-Lösung gelegentlich mit einer Irritation der Kopfhaut zu rechnen, selten kommt es auch zur Ausbildung einer Allergie gegen einen Inhaltsstoff der Regaine Lösung. Bei wenigen Frauen, vornehmlich dunkelhäutigere Südeuropäerinnen, kann eine verstärkte Behaarung im Gesicht, vor allem an Stirn und Wangen, auftreten. Sollte dies sehr störend sein, so kann das Minoxidil-haltige Haarwasser abgesetzt werden, die vermehrten Gesichtshaare fallen wieder aus.

Unserer Meinung nach ist Regaine (Minoxidil) das Mittel der Wahl bei der androgenetischen Alopezie der Frau. Wichtig ist, dass Regaine wie jedes andere Haartherapeutikum nur so lange wirkt, wie man es anwendet. Ziel der Therapie ist immer ein Stopp des Fortschreitens der Haarlichtung.

Prof. Dr. H. Wolff, Dr. C. Kunte

Können während einer Schwangerschaft Präparate gegen den anlagebedingten Haarausfall verwendet werden oder sollten diese solange abgesetzt werden?

Während einer Schwangerschaft sollten möglichst alle Medikamente abgesetzt werden, die nicht unbedingt nötig sind. Da die Schwangerschaft ein für das Haarwachstum sehr günstiges Hormon-Milieu schafft, kann man haarwuchsfördernde Medikamente wie 17-alpha-Estradiol-haltige Haarwasser guten Gewissens für die Zeit der Schwangerschaft weglassen.

Prof. Dr. H. Wolff

Wie kann der anlagebedingte Haarausfall der Frau festgestellt werden? Ist hierzu eine Hormonuntersuchung notwendig?

Der androgenetische Haarausfall der Frau lässt sich in aller Regel vom erfahrenen Hautarzt durch eine genaue Betrachtung des Haarstatus und der Kopfhaut diagnostizieren. Eine Trichogrammuntersuchung (Untersuchung des Haarwurzelstatus) kann hilfreich sein. Nur wenn noch weitere Zeichen der Vermännlichung sichtbar sind (zum Beispiel Bartwuchs, kräftiger Körperbau), sind Hormonuntersuchungen sinnvoll. Führt dies alles nicht zu einer Diagnose, kann im Zweifelsfall eine Kopfhautbiopsie (Hautprobe aus der Kopfhaut) entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Die Diagnose ist dann sehr sicher zu stellen.

Dr. C. Kunte

Kann man durch Trichogramm tatsächlich eine androgenetische Alopezie einwandfrei feststellen?

Das Trichogramm ist ein hilfreiches Instrument des Hautarztes zur Beurteilung des aktuellen Haarausfalls, gelegentlich auch zur Diagnosefindung. Das klassische Trichogramm dient zur Charakterisierung und Quantifizierung verschiedener Haarwurzeltypen. In aller Regel werden 25 bis 40 Haare aus der Kopfhaut gezogen und die einzelnen vorliegenden Haarwurzelformen bestimmt. Angegeben werden die Prozentzahlen der vorliegenden Haarwurzelformen. Anhand des Ergebnisses kann der zu erwartende Haarausfall in den nächsten Wochen und Monaten abgeschätzt werden. Die Diagnose einer AGA lässt sich mit dem Trichogramm nicht einwandfrei stellen. Entscheidend ist das Muster der Haarlichtung, ein Trichogramm kann im Zweifelsfall bei der Diagnosestellung hilfreich sein.

Dr. C. Kunte

Welches Ergebnis kann mit einer medikamentösen Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls erreicht werden?

Wichtig ist, sich das primäre Ziel einer Therapie bei anlagebedingtem Haarverlust klar zu machen: Stopp des Haarverlustes und des Stopp des Fortschreitens einer möglichen Haarlichtung. Selbst dieses Ziel ist nicht bei jedem zu erreichen. Wenn durch eine geeignete Therapie Haare nachwachsen, so ist das zunächst gesteckte Ziel sogar übertroffen worden.

Dr. C. Kunte

"Ich (weiblich) leide seit ca. 10 Jahren an androgenetischem Haarausfall. Vor einem Jahr war der Haarausfall noch einmal so stark, dass nun ein ""normales Leben"" nicht mehr möglich war. Ich habe mich danach für ein Haarteil entschieden. Schadet ein permanent befestigtes Haarteil den eigenen Haaren? Ist die Anwendung von Haarwässern auch am Rande der akut betroffenen Stellen möglich und sinnvoll und ist es möglich, dass meine Haare auch unter dem Haarteil nachwachsen? "

Wichtig ist zunächst einmal sich das primäre Ziel einer Therapie bei erblichem (androgenetischem) Haarverlust klar zu machen: Stopp des Haarverlustes und Stopp des Fortschreitens einer möglichen Haarlichtung. Selbst dieses Ziel ist nicht bei jedem zu erreichen. Wenn durch eine geeignete Therapie Haare nachwachsen, so ist das zunächst gesteckte Ziel sogar übertroffen worden.

Die Therapie richtet sich nach dem vorliegenden Haarstatus. Bei fehlender oder nur äußerst geringer Haarlichtung bei gleichzeitigem Haarverlust ist die 1 x tägliche äußerliche Anwendung von Ell cranell eine gute Therapieoption. Sollte dieses Präparat nicht den gewünschten Effekt, den Stopp des Haarverlustes, erbringen, so kann auf das höher dosierte Ell cranell a ausgewichen werden. Eine Besserung des Haarverlustes und eine Verlangsamung des Fortschreitens der Haarlichtung ist möglich.

Ist auch hiermit der therapeutische Effekt nicht ausreichend, so kann auch bei Frauen Regaine 5 % verschrieben werden. Dieses Haartherapeutikum ist in Deutschland derzeit nur für die Behandlung des erblichen (androgenetischen) Haarausfalls zugelassen, kann jedoch im Rahmen eines individuellen Heilversuches verschrieben werden. Aus Studien ist bekannt, dass dieses Präparat auch bei Frauen wirksam ist. Deshalb ist es auch für Frauen in vielen Ländern der Welt zugelassen und zum Teil sogar frei (ohne Rezept) käuflich. Insgesamt handelt es sich um das effektivste Mittel zur Behandlung der androgenetischen Alopezie der Frau. Ein Stopp des Haarverlustes ist bei etwa 80 % der Frauen möglich, Haare wachsen bei etwa 50 % der Betroffenen nach.

Sämtliche äußerlich anzuwendenden Haartherapeutika sollten auf die betroffenen Kopfhautareale und bis in den noch gesunden Randbereich hinein aufgetragen werden.

Die innerliche Behandlung mit systemischen Antiandrogenen in Kombination mit einem Östrogen (z.B. Pillen: Diane 35, Belara, NeoEunomin) kann von Nutzen sein. Bei starker Haarlichtung kann nach Rücksprache mit dem Gynäkologen zusätzlich das Antiandrogen Cyproteronacetat eingesetzt werden. Ein eindeutiger Nutzen der systemischen Antiandrogene bei der AGA der Frau ist bisher für keines der Präparate in gut kontrollierten, klinischen Studien nachgewiesen worden.

Haarteile sind eine gute Option starke Haarlichtungen zu verdecken. Eine Schädigung der noch verbliebenen Haare ist nicht zu befürchten, solange diese durch das Haarteil nicht unter chronischem, festem Zug leiden. Ein Nachwachsen von Haaren unter dem Haarteil ist natürlich prinzipiell möglich.

Dr. C. Kunte

Aktualisierung Frühjahr 2004:

Der Wirkstoff Minoxidil ist jetzt auch in Deutschland als 2%ige Lösung zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls (Alopecia androgenetica) der Frau zugelassen. Bisher war Minoxidil in Deutschland nur in einer 5%igen Lösung zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls des Mannes verfügbar, und konnte Frauen nur im Rahmen eines sogenannten ""individuellen Heilversuches"" rezeptiert werden. Die nun offiziell auch für Frauen erhältliche Lösung (Handelspräparat Regaine Frauen) wird mit drei verschiedenen Applikatoren geliefert und wird 2x/Tag auf die betroffenen Stellen am Oberkopf aufgetragen.

Gibt es deutsche/internationale Leitlinien zur Behandlung des männlichen/weiblichen genetisch bedingten Haarausfalls, oder Behandelt jeder Arzt nach (besten) Wissen und Gewissen?

Im deutsch- und englischsprachigen Raum gibt es eine Anzahl wichtiger Zeitschriften für jede Fachrichtung. So sind für Dermatologen ""Der Hautarzt"" und das ""Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft"" die wichtigsten deutschsprachigen, das ""Journal of the American Society of Dermatology"" und das ""British Journal of Dermatology"" die wichtigsten englischsprachigen Zeitschriften. In diesen Zeitschriften werden regelmäßig die neuesten Forschungsergebnisse, Übersichtsarbeiten über Haarerkrankungen, Fortbildungsreihen mit Fachartzwissen und auch Leitlinien abgedruckt. Hieran kann sich jeder Arzt seiner Therapie orietieren. Erst im letzten Jahr haben wir in ""Der Gynäkologe"" eine Veröffentlichung zu Diagnostik und Therapie von Haarerkrankungen veröffentlicht. Trotzdem hat natürlich jeder Arzt seine Therapie festzulegen.

Dr. Christian Kunte

Ich möchte schwanger werden. Inwieweit es Möglichkeiten der Weiterbehandlung meiner AGA? Mir ist natürlich klar, dass man in der Schwangerschaft auf möglichst alle Medikamente verzichten sollte- aber vielleicht werde ich ja erst in Monaten schwanger, und was ist bis dahin?

Prinzipiell ist davon abzuraten während einer Schwangerschaft Medikamente zu nehmen, die nicht unbedingt notwendig sind. Insbesondere auf Haartherapeutika sollte verzichtet werden. In der Schwangerschaft sind insbesondere die ersten 3 Monate besonders problematisch, da hier die entscheidenden Entwicklungsschritte für die Organentwicklung stattfinden. Wenn sie schwanger werden wissen Sie dies häufig erst nach 2-4 Wochen, so dass sich in dieser Zeit bereits Fehlbildungen eingestellt haben könnten. Betont werden muss allerdings, dass bei den gängigen Haartherapeutika keine Risiken für Fehlbildungen bekannt sind. Auf der anderen Seite sind Missbildungen oder Aborte nicht selten, so dass man im Zweifelsfall mit Gewissensbissen leben muss. Wir raten generell von entsprechenden Therapien bei Kinderwunsch oder Schwangerschaft ab. Wenn unmittelbar nach Schwangerschaft oder Stillzeit eine effektive Therapie der AGA durchgeführt, ist es möglich die zwischenzeitlich verlorenen Haare zu reaktivieren. Während der Schwangerschaft haben viele Frauen schöne Haut, Haare und Nägel durch das Ansteigen der Östrogene in dieser Zeit.

Dr. C. Kunte

Im Internet hört man oft über die Durchführung von Studien mit Medikamenten zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls. Wie kann man beurteilen, ob es sich um aussagekräftige medizinische Studien handelt?

Kriterien zur Beurteilung von klinischen Studien, insbesondere bei Erkrankungen wie Haarausfall, sollten sein:

  • Plazebokontrolliert - Vergleich der Wirksubstanz mit einer unwirksamen Substanz (Plazebo)
  • Doppelblind - weder Prüfarzt noch Proband wissen welches Präparat (Plazebo oder Wirkstoff) der einzelne Studienteilnehmer erhält
  • Randomisiert - die Zuteilung, welcher Proband Plazebo oder die Wirksubstanz erhält, erfolgt zufällig

Erhoben werden sollten neben subjektiven Daten (Beurteilung von Prüfarzt und Proband) vor allem objektive Daten wie Haarzahl oder Vergleichsphotografien, damit eine unabhängige Beurteilung des Therapieerfolges möglich ist. Darüber hinaus sollte die Studie über mindestens 12 Monate andauern und eine große Zahl von Probanden einschließen.

Dr. C. Kunte

Ich (w,20) leide an androgenetischem Haarausfall und habe jetzt des öfteren davon gehört, man sollte einen Endokrinologen zu Rate ziehen. Inwiefern könnte dieser mir helfen?

Üblicherweise ist bei normalem Haarverlust die Konsultation eines Endokrinologen nicht erforderlich. Sollten sich jedoch neben der Haarlichtung Zeichen einer Vermännlichung (Oberlippenbart, männlicher Behaarungstyp am Körper und männlicher Körperbau) bei der Frau zeigen, sind Hormonuntersuchungen sinnvoll. Diese können in aller Regel von Endokrinologen, Gynäkologen oder Dermatologen vorgenommen werden. Erhöhte Androgenspiegel (männliche Geschlechtshormone) können zu Haarausfall oder den anderen genannten Erscheinungen führen.

Dr. C. Kunte

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