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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: Unfruchtbar durch Propecia?
2006-03-18
Autor:
micha
Seit Anfang 2005 hat meine Frau die Pille abgesetzt, ich zeitgleich die Behandlung mit Propecia.
Meine Frau wurde auch im März schwanger, jedoch hatte sie eine Fehlgeburt Mitte Juni 2005.
Ich habe seit März/April 2005 auch wieder Propecia eingenommen, weil ich vermehrten Haarausfall bekam.
Seitdem versuchen wir es leider vergebens, das meine Frau wieder schwanger wird.
Meine Frage:Kann dies an Propecia liegen, das unser Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht?
Sie wurde ja nämlich in der Einnahmepause von Propecia schwanger, oder war dies Zufall?
Kann man durch Propecia unfruchtbar werden?
Kann hier ein Spermiogramm Aufschluß geben, bzw, was würde sich durch die Einnahme von Propecia in Bezug auf die Spermaqualität ändern?

Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:187
2006-03-20
Sehr geehrter Micha,

Propecia ist eine Tablette zur Behandlung des androgenetischen (hormonellen, erblichen) Haarausfalls des Mannes, einmal täglich einzunehmen.

Propecia hemmt selektiv das Enzym 5a-Reduktase Typ II und somit die Umwandlung von Testosteron (Männliches Geschlechtshormon) zu DHT (Dihydrotestosteron). DHT ist neben der erblichen Veranlagung hauptverantwortlich für den androgenetischen Haarausfall. Durch die Hemmung des Enzyms wird der Spiegel von DHT im Serum (Blut) um etwa 70 % gesenkt. In zahlreichen Studien konnte auch ein minimaler Anstieg von Testosteron gemessen werden, die Werte blieben jedoch alle im Normbereich. Ebenso wurde in mehreren Studien an Propecia-nehmenden Männern Untersuchungen des Spermas vorgenommen. Die Zahl der Spermien, deren Beweglichkeit und Form hat sich unter Propecia-Einnahme nicht verändert.

Im Rahmen der Studien an über 1500 Männern (die eine Hälfte bekam Propecia, die andere Hälfte bekam Plazebo - eine unwirksame Substanz) wurde nach Beeinflussung der Libido (Verlangen nach Sexualität), nach Veränderung des Samenvolumens und nach Potenzproblemen gefragt. Unter 2 % aller Männer (also auch der Plazebo-Probanden) gaben eine Abnahme der Libido, des Samenvolumens (das Samenvolumen hat hier nichts mit der Qualität der Spermien zu tun) und Potenzprobleme an. Der Unterschied zwischen den Männern die Plazebo und Propecia eingenommen haben, war statistisch nicht signifikant, also unbedeutend.

Treten jedoch unter Propecia Einnahme entsprechende Beschwerden auf, so lassen diese meist trotz fortgeführter Therapie nach. Sämtliche Nebenwirkungen sind nach Absetzen von Propecia vollständig reversibel.

Das Ejakulatvolumen geht bei den meisten Behandelten um etwa 10-20% zurück (also z.B. von 4,0 ml auf 3,2 ml). Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit (Fertilität), da es dabei nicht auf das Volumen des Prostatasekretes ankommt, sondern auf die Zahl, Morphologie und vor allem die Beweglichkeit der Spermien. Alle dieser Faktoren werden durch Propecia nicht verändert. Dies wurde in verschiedenen Studien gezeigt, zuletzt 1999 an 181 Männern durch Overstreet et al. (J Urol, 162:1295-1300).

Daher besteht keine Notwendigkeit, bei Kinderwunsch Propecia abzusetzen. Auch wenn die Frau schwanger ist, kann das Finasterid im Ejakulat des Mannes das Kind nicht gefährden: Erst ab 3 Liter Ejakulat-Kontakt täglich kann es theoretisch zu ersten messbaren Veränderungen des weiblichen DHT-Spiegels kommen.

Studien zur Fertilität haben gezeigt, dass Propecia keinen negativen Einfluss auf die männliche Fruchtbarkeit oder auf eine bestehende Schwangerschaft der Partnerin hat.

Prof. Dr. H. Wolff

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