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Expertenrat zur Alopecia areata

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Thema: sulfasalazin
2009-10-20
Autor:
cappelli
Schönen guten Tag,


haben Sie einem Ihrer Patienten schon einmal das Mittel Sulfasalazin
empfohlen, wenn ja, wie war die Wirkung, die Nebenwirkungen, der
weitere Verlauf nach Absetzen des Medikamentes?

Ich habe Alopecie Universalis seit vielen Jahren. Momentan erkenne ich eine leichte Besserung, durch ein paar Wimpern und etwas Körperbehaarung.

DCP hatte ich vor 10 Jahren schon mal ausprobiert. Leider erfolglos,
würden sie einen Neuversuch empfehlen?



Vielen Dank für Ihre Mühe!
Dr. Uwe Schwichtenberg

Experte
Beiträge:136
2009-10-20
Sehr geehrte Fragestellerin

Die Dres. Kunte schrieben am 30. Mai 2008 zu diesem Thema auf dieser Seite:

Sulfasalazin

Sulfasalazin ist ebenfalls eine antiinflammatorisch wirkende, also antientzündliche Substanz. Sie hemmt die Freisetzung der Botenstoffe Prostaglandin E2 und Interleukin-2, und vermindert auf diesem Wege die Anlockung von Entzündungszellen sowie die Produktion von Antikörpern. Möglicherweise hat Sulfasalazin auch Einfluss auf eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Lymphozyten). Der Wirkstoff wird bei Erkrankungen eingesetzt, bei denen T-Lymphozyten eine krankheitsursächliche Rolle spielen. Zu diesen Erkrankungen gehören die rheumatoide Arthritis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Lupus erythematodes sowie die Schuppenflechte (Psoriasis). Aufgrund des Wirkansatzes von Sulfasalazin werden auch positive Effekte auf eine Alopecia areata vermutet. In den letzten Jahren gab es einige Fallberichte und kleinere Studien, die auf einen gewissen Therapieeffekt dieser Substanz hinweisen.

Ellis und Mitarbeiter veröffentlichten 2002 eine Arbeit, bei der vier Patienten mit ausgedehnter Alopecia areata behandelt wurden. In 23% der Gesamtfläche kam es zu einem kosmetisch akzeptablen Wiederwuchs der Haare.

2007 wurde in der Fachzeitschrift JEADV eine Arbeit veröffentlicht, bei der 23 Patienten mit Alopecia areata (Bestanddauer im Schnitt sieben Jahre) mit Sulfasalazin behandelt wurden. Vortherapien waren äußerliches Kortison, Minoxidil (Regaine), Lichttherapie (PUVA) und innerliche Kortisonpräparate. In der Studie wurden 1,5g Sulfasalazin zweimal täglich über neun Monate gegeben. Hierbei wurde ein Wiederwuchs von ca. 50% der Haare inklusive Wimpern beobachtet. Problematisch sind bei der Therapie mit Sulfasalazin jedoch die möglichen Nebenwirkungen, wie z.B. Schwäche, Schwindel, Übelkeit, Fieber, Veränderungen im Blutbild und Schädigungen der Leber.

Im Journal der Amerikanischen Akademie der Dermatologie wurde 2007 eine kleine Fallserie von sechs Patienten veröffentlicht, die zunächst mit Kortison und Sulfasalazin und in den Monaten 4-12 nur mit Sulfasalazin behandelt wurden. Bei allen Patienten kam es zu Haarwuchs. Ein Wiederauftreten von Haarausfall nach Absetzen der Behandlung wurde nicht beobachtet. Allerdings konnte nicht unterschieden werden, ob der Therapieeffekt durch das Kortison oder das Sulfasalazin erzielt wurde.

Aufgrund bislang nur kleiner Fallserien und potenziell erheblicher Nebenwirkungen ist der Einsatz von Sulfasalazin zur Behandlung der Alopecia areata kritisch zu bewerten.

Dr. Daniela Kunte, Dr. Christian Kunte

Zum Thema DCP nach einer Pause von 10 Jahren: Falls es damals zwar zu einer allergischen Reaktion, nicht jedoch zu einem ausreichenden Haarwuchs gekommen ist, halte ich einen erneuten Versuch für vertretbar. In so langer Zeit kann die Reaktionslage sich geändert haben. Natürlich sind die Erfolgsaussichten bei einer so lange bestehenden Alopecia universalis und dieser Vorgeschichte nicht hoch.

Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg

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