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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: Studienergebnisse Topische Lösung 0,25% Finasterid und 3% Minoxidil
2018-08-30
Autor:
Sandro
Sehr geehrtes Expertenteam,

mit großem Interesse habe ich folgende Studie gelesen:

"A randomized, double-blind controlled study of the efficacy and safety of topical solution of 0.25% finasteride admixed with 3% minoxidil vs. 3% minoxidil solution in the treatment of male androgenetic alopecia." Suchonwanit P, Srisuwanwattana P, Chalermroj N, Khunkhet S. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018 Jul 4. doi: 10.1111/jdv.15171.

Dabei wurde in einer meiner Meinung nach gut angelegten Studie eine signifikant bessere Therapie mit einer kombinierten Finasterid/Minoxidil Lösung als mit Minoxidil alleine erreicht.

Das bemerkenswerte an der Studie ist, dass bei der topischen Finasterid-Anwendung die Plasma-DHT-Level der Probanden _nicht_ verändert wurden. Somit sollten keine systemischen Nebenwirkungen zu erwarten sein.

Ist hier endlich eine wirkliche Alternative zur Finasterid-Tablette gefunden?

Da eine kommerzielle Verfügbarkeit hier in Deutschland (aus Indien gibt es bereits eine Finasterid/Minoxidil Lösung mit dem Namen "Morr-F", diese erscheint mir jedoch nicht sehr seriös) noch länger dauern wird, möchte ich fragen ob die in die Studie genannte Lösung auf ethanol/propylene glycol/wasserbasis Off-label selbst bzw. durch Apotheken gemischt und angewendet werden kann?
Dr. Uwe Schwichtenberg

Experte
Beiträge:729
2018-09-02

Sehr geehrter Fragesteller


eine sehr interessante Studie. Natürlich ist ein p<0,05 noch nicht besonders beeindruckend. Man würde sich ein höheres Signifikanzniveau wünschen. Andererseits wurde dies schon mit einer Probandengruppe von 40 Männern erreicht, also - falls gleichstarke Gruppen gewählt wurden - 20 für das Kombinationspräparat und 20 für die Monotherapie mit Minoxidil. Aussagekräftiger wäre aus Sicht der Statistiker ein sog. Konfidenzintervall. Bleibt noch die Frage nach der klinischen Relevanz, d.h. wie groß ist denn der Unterschied zwischen den Effekten der beiden Präparate. Ein Studienergebnis kann durchaus signifikant und dennoch irrelevant sein, wenn der Effekt zwar zuverlässig eintritt, aber so klein ist, dass es für den Patienten keinen relevanten Benefit darstellt. Diesem Risiko wurde hier durch Verwendung des "global photographic assessment" begegnet. Wenn in diesem Parameter ein signifikanter Unterschied vorliegt sollte das Ergebnis auch relevant sein. Knackpunkt bleiben die Sicherheitsdaten. Man darf leider nicht ohne weiteres von den Daten der oralen Gabe 1:1 auf die topische Anwendung verallgemeinern und eine 5%ige Absenkung des DHT-Plasmaspiegels ist keineswegs ein Beweis für fehlende systemische Effekte. Ein Fehlen klinisch auffälliger unerwünschter Wirkung nach Anwendung bei 20 Probanden ist für eine Zulassung mit Sicherheit nicht ausreichend. Von einer Eigenanwendung losgelöst von klinischen Studien würde ich daher (noch) abraten.


Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg

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