Haarerkrankungen.de

sie sind hier: startseite / expertenrat

Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

Zurück zum Forum
Thema: Studie 2006: Depressionen durch Finasterid?
2010-11-15
Autor:
Baldwin
Hallo liebes Expertenteam,

in 2006 erschien in einer der relevanten Fachzeitschriften eine Studie - dieses mal nicht von fachfremden Dermatologen ohne Placebogruppe - zu den NW von Finasterid:

http://www.biomedcentral.com/1472-6904/6/7

Was ist hiervon zu halten?

Beste Grüße

Priv. Doz. Dr. Christian Kunte

Experte
Beiträge:628
2010-11-28
Sehr geehrter Baldwin,

sicher eine wichtige Studie, die man sich kritisch ansehen muß, zumal sie in einem Journal mit Impact Factor 1,36 veröffentlicht wurde.

Vorweg, Studien die rein auf Befragungen, Fragebogen und nicht objektivierbaren Untersuchungen basieren müssen immer kritisch gesehen werden.

Leider fehlt in der Studie eine Kontroll-Gruppe, also eine vergleichbare Gruppe an Männern, die auch evaluiert werden, aber keine oder nur eine Plazebo-Behandlung erhalten haben.
Gerade im Iran, die Studie wurde in Teheran durchgeführt, könnten sich weltpolitische oder nationale Änderungen auf die Gesamtstimmungslage der Studienteilnehmer auswirken.
Überspitzt formuliert hätten z.B. bei diesem Studiendesign Südkoreaner jetzt sicher höhere Angst- und Depressions-Scores als vor 2 Monaten.

Untersucht wurden in der Studie 3 Parameter,
der BDI (Depressionsparameter), HADS Depressionsscore und HADS Angstscore.

Insgesamt finden sich signifikante, in unseren Augen aber sehr diskrete Veränderungen in den Scoring-Systemen:
BDI: Anstieg vom Ausgangswert 12,11 (+- 7,5) auf 12,8 (+-7,64) (signifikant erhöht)
HADS Depressionsscore: Anstieg vom Ausgangswert 4,04 (+-2,51) auf 4,61 (+-3,19) (signifikant erhöht)
HADS Angstscore: Anstieg vom Ausgangswert 6,24 auf 6,60 (nicht signifikant)

Es fällt auf, dass der Angstscore nicht signifikant verändert ist.
Die Änderungen in den Depressionscores nur gering sind, dabei aber die Standardabweichungen extrem hoch sind (Wert in Klammern mit +-).
Dies spricht gegen die Güte und Reproduzierbarkeit der Tests.

Für Professor Wolff, der die Studie auch sorgfältig gelesen hat, und mich ergibt sich daraus derzeit keine Änderung im Empfehlungsverhalten.
Professor Wolff hat sogar einige depressive, Angst-neurotische Patienten, die geradezu Finasterid-süchtig sind, d.h. bei Ihnen verringert sich der Leidensdruck durch Finasterid-Therapie ihrer AGA.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christian Kunte

BC Support-Forum
v2.1 © 2022

Die Inhalte von Haarerkrankungen.de können und sollen keinen Arztbesuch ersetzen und stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation oder Selbstdiagnose dar. Die Informationen dieser Webseiten inklusive der Expertenräte sollen zur Erlangung zusätzlicher Informationen zu einer bereits gestellten Diagnose oder zur Vorbereitung eines Arztbesuches dienen. Empfehlungen hinsichtlich Diagnoseverfahren, Therapieformen, Medikamenten oder anderer Produkte werden nicht gegeben.
Bitte lesen Sie hierzu die Nutzungsbedingungen mit Haftungsausschluss. und beachten Sie unsere Datenschutzerklärung
© 2023 medical project design GmbH - Impressum