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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall der Frau

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Thema: Starker Schub trotz Pille und Minoxidil
2006-10-06
Autor:
cio
In diesem Expertenrat werden nur Anfragen zum anlagebedingten Haarausfall der Frau beantwortet! Bitte beachten Sie die oben genannten Hinweise!

Als ich vor ca. 2 Jahren die Pille abgesetzt habe, bekam ich 4 Monate später massiven Haarausfall. Ich nahm die Pille wieder (Diane) und zusätzlich Minoxidil 2%. Bereits nach zwei Monaten wuchsen die Haare erneut, über ein Jahr lang war der Haarswuchs normal. Nun habe ich wieder einen starken Schub bekommen - noch stärker als beim ersten Mal. Im vorderen Kopfbereich und an den Seiten sind fast keine Haare mehr vorhanden. Ich nehme die Pille und Minoxidil. Blutwerte sind im Normbereich. Ich bin 29 Jahre alt. Was kann ich jetzt tun?


Priv. Doz. Dr. Christian Kunte

Experte
Beiträge:318
2006-10-15
Sehr geehrte cio,

Informationen aus der Rubrik "Aktuelles" von 09/2005:

Im Expertenrat von Haarerkrankungen.de stand zuletzt ein interessantes Thema wiederholt im Blickpunkt: Woran kann es liegen, wenn während einer Therapie des anlagebedingten Haarausfalls mit Regaine Frauen oder Regaine Männer plötzlich verstärkter Haarausfall auftritt, bzw. der Haarausfall nach anfänglicher Besserung wiederkehrt? Im Wesentlichen lassen sich hier 3 Phasen unterscheiden, in denen 3 verschiedenen Ursachen im Vordergrund stehen:

Phase 1. Das Wachstums-Synchronisationsphänomen in den ersten beiden Monaten ("Shedding")

In den ersten beiden Monaten der Therapie mit Regaine Lösung kommt es in ca. einem Drittel der Fälle zunächst zu verstärktem Haarausfall. Dieses "Shedding" ist ein sogenanntes Haarwuchs-Synchronisations-Phänomen. Es tritt dann ein, wenn besonders viele Haarfollikel vom Telogen (Ruhephase) in das Anagen (Wachstumsphase) übergehen. Die von unten neu nachwachsenden Haare schieben dabei die nicht mehr wachsenden Haare schneller als normal aus dem Haarfollikel hinaus. "Shedding" ist also Zeichen eines besonders guten Ansprechens auf Minoxidil, aber keine Voraussetzung für einen Therapieerfolg.

Sowohl der Zeitraum bis zum Auftreten der "Shedding-Phase" als auch dessen Dauer und Ausprägung können bei jeder Frau und jedem Mann unterschiedlich sein. Der Beginn der "Shedding-Phase" liegt im Allgemeinen zwischen der 2. und 6. Behandlungswoche und dauert zumeist etwa zwei bis vier Wochen. Die meisten Patientinnen oder Patienten berichten lediglich über einen verstärkt bemerkten Haarausfall, ohne dass sich das Haarkleid weiter lichtet. In Einzelfällen kann der Haarausfall jedoch auch so ausgeprägt sein, dass die Haarlichtung weiter fortschreitet. Mittel- und langfristig ist das "Shedding" für die Haardichte jedoch bedeutungslos.

Phase 2: Das Wachstums-Synchronisationsphänomen nach 4-6 Monaten

Nach anfänglich gutem Ansprechen auf die Regaine-Therapie tritt nach etwa 16 Wochen ein mehr oder weniger ausgeprägter Stopp des Haarverlustes ein, und der Höhepunkt der Haarzahl wird erreicht. Die Ursache hierfür liegt ebenfalls in einem vorübergehenden Haarwachstums-Synchronisationsphänomen: Einerseits werden leere Haarfollikel dazu angeregt, früher ein neues Haar wachsen zu lassen, andererseits werden Haarfollikel 2-4 Monate länger in der Wachstumsphase gehalten als eigentlich vorgesehen. Beide Phänomene bewirken zunächst eine Vermehrung der aktuell vorhandenen Haare. Im Anschluss daran nimmt die Haarzahl dann wieder etwas ab, die "künstlich gehaltenen" Haare fallen schliesslich aus. Dies kann sich wiederum in verstärktem Haarausfall äußern, und das Haarkleid lichtet sich wieder etwas.

Trotz dieses Nachlassens des Maximal-Effektes ist bei vielen Minoxidil-Anwendern und Anwenderinnen auch noch nach Jahren ein positiver Effekt zu sehen. Das heisst, die Haare sind auch nach Jahren noch optisch dichter als vor Beginn der Therapie. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Dicke der verbleibenden Haare zunimmt. Die Haardicke wiederum korreliert besser mit dem äußeren Erscheinungsbild als die Anzahl der Haare.

Phase 3: Individuelle Phasen von Haarwechsel im weiteren Verlauf

Eine erneute oder "verspätete" Minoxidil-bedingte Sheddingphase gibt es bei korrekter Anwendung nicht. Dafür können aber zahlreiche andere Faktoren zu Haarwechsel führen. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen lediglich ein vorübergehender diffuser Haarwechsel vorliegt, z.B. durch jahreszeitliche Einflüsse, Eisenmangel, Wechsel von Hormonpräparaten, fieberhaften Erkankungen, Einnahme von Medikamenten, Operationen in Vollnarkose oder Stressepisoden. Minoxidil jedoch wirkt weiter. Entscheidend ist die Stabilisierung des Erscheinungsbildes, und nicht die Anzahl der pro Tag ausfallenden Haare. Je nach individueller Veranlagung ist es auch möglich, dass weitere Schübe des anlagebedingten Haarausfalls auftreten, die nicht oder nur teilweise durch Minoxidil aufgehalten werden können. Im Allgemeinen jedoch gilt, dass Minoxidil-Lösung so lange wirkt, wie sie angewendet wird. Bei den meisten Patientinnen und Patienten reicht die Wirkung aus, um den Haarverlust über viele Jahre hinweg zu stoppen.

Welche Ursache für einen erhöhten Haarwechsel im Einzelfall vorliegt, kann nur im Rahmen eines Besuches bei der Hautärztin oder beim Hautarzt herausgefunden werden. Wir wurden im Expertenrat zwar immer wieder nach individuellen Lösungen gefragt, aber nach wie vor gilt: Eine Untersuchung und Befragung kann nur im persönlichen Kontakt zwischen Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient erfolgen.


Mit freundlichen Grüßen

Dr.C. Kunte

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