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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall der Frau

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Thema: saisonal verstärkter Haarausfall und Obergrenze Haarausfall
2005-04-10
Autor:
Sandra
Sehr geehrte Damen und Herren,

Vorgeschichte :nahezu jedes Jahr im Februar /März beobachte ich bei mir verstärkten Haarausfall. Wobei mein sonstiger Haarausfall sich ebenso an der Grenze befindet, d.h. es fallen durchschnittlich ca. 80 Haare täglich aus (nach Anraten meiner Hautärztin habe ich das sorgfältige Zählen meiner Haare begonnen bei gleichbleibender Haarwaschfrequenz, Kämmen , etc. ). Vor zwei Jahren habe ich im Frühjahr ein Trichogram durchführen lassen , meinte Hautärztin meinte, ich habe eine leichte AGA. Es wurde aber nicht behandelt. Seit ca. 1 Jahr nehme ich die Pille Belara.

derzeiteige Situation: Nach dem Auszählen fallen also durchschnittlich in normalen Zeiten ca. 80 Haare täglich aus. In den Zeiten , wo ich den Eindruck habe (Februar /März ),dass es mehr ist, und ich auch mehr zähle, (durchschnittlich 110 Haare täglich - am Haarwaschtag sind es deutlich über 100 Haare und an den zwei darauffolgenden ca. 30 Haare täglich ) bin ich sehr beunruhigt.
Meine Hautärztin meinte , ich solle es dabei belassen, ich habe einen verstärkten Fellwechsel im Frühjahr. Es dürfen nach Ihrer Aussage nicht mehr als 700 Haare in 7 Tagen sein.

zur weiteren Info: ich bin 38 Jahre alt, habe dunkles Haar

Frage: soll ich es dabei belassen, nichts unternehmen? Ist es in Ordnung , wenn meine Hautärztin sagt, dass 700 Haare gesamt in 7 Tagen nicht überschritten werden dürfen? wird sich mein Haar nicht dennoch auf Dauer ausdünnen, bei Erreichen dieser Obergrenze? ist es ratsam die Pille Belara abzusetzen ? Soll ich eine Hormonanalyse durchführen lassen?
Dr. Jens Meyer

Experte
Beiträge:57
2005-04-15
Sehr geehrte Sandra,



der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie, Alopecia androgenetica) äußert sich bei Frauen meist durch eine fortschreitende Ausdünnung im Mittelscheitelareal. Die Therapie der androgenetischen Alopezie der Frau richtet sich v.a. nach dem vorliegenden Haarstatus.

1. Bei fehlender oder nur geringer Haarlichtung bei gleichzeitig stärkerem Haarverlust sind Estradiol-haltige Lösungen manchmal in der Lage, den Haarausfall zu verzögern. Hier gibt es die biologisch östrogenaktiven 17-beta-Estradiol-Lösungen (Crino-Hermal fem neu®, Alpicort F neu® u.a.) und die nicht-östrogenaktiven 17-alpha-Estradiole (Ell-Cranell-alpha®, Pantostin®).

2. Wahrscheinlich wirksamer sind systemisch gegebene Antiandrogene wie Chlormadinonacetat (Belara®, Neo-Eunomin®) oder Cyproteronacetat (Diane-35®, Androcur®). Allerdings steht der wissenschaftliche Beweis in doppelblinden, plazebokontrollierten Studien mit präzisen Haarzählungen und standardisierten Übersichtsfotografien sowohl für Östrogene als auch Antiandrogene noch aus.

3. Bei sich deutlich abzeichnender androgenetischer Alopezie der Frau verwenden wir 2%ige Minoxidillösung (Regaine Frauen). Unserer Meinung nach ist Regaine (Minoxidil) das Mittel der Wahl bei der androgenetischen Alopezie der Frau. Wichtig ist, dass Regaine wie jedes andere Haartherapeutikum nur so lange wirkt, wie man es anwendet. Ziel der Therapie ist immer ein Stopp des Fortschreitens der Haarlichtung.



Theoretisch sind bis 100 Haare Verlust am Tag normal. Da man jedoch unmöglich alle Haare, die im Laufe eines Tages ausgehen, erfassen kann, ist dies nur als Anhaltspunkt zu sehen. Grundsätzlich sind Schwankungen des Haarverlusts häufig und völlig normal, da Haare sehr empfindlich auf verschiedenste Dinge (Infekte, Lichteinfluss in den Jahreszeiten, seelische Belastungen, hormonelle Umstellungen, Gewichtsschwankungen, Kopfhautprobleme...) reagieren können. Die Anzahl der pro Tag verlorenen Haare sagt zunächst nichts über eine Ausdünnung der Haare aus. Die androgenetische Alopezie kann mit oder ohne erhöhten Haarwechsel einhergehen.



Individuelle Therapieentscheidungen wie das Ab- oder Ansetzen einer Pille können nur von der behandelnden Ärztin getroffen werden. Anders als allgemein vermutet finden sich nur selten erhöhte Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen (Androgene) im Blut betroffener Frauen. Zugrunde liegt eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarwurzeln auf die Androgene. Alle anderen Blutuntersuchungen sind in der Regel normwertig. Die Diagnose wird v.a. durch das klinische Erscheinungsbild einer möglichen Haarlichtung gestellt. Wenn neben dem Haarausfall Zeichen der Vermännlichung sichtbar sind (zum Beispiel Bartwuchs, kräftiger Körperbau etc), sind Hormonuntersuchungen sinnvoll.



Ihr Dr. J. Meyer

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