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Thema: Nebenwirkungen Finasterid
2012-11-08
Autor:
Marc78
Sie antworten auf Fragen zu den Nebenwirkungen immer wieder, die Nebenwirkungen von Finasterid seien gering, träten nur bei wenigen auf und seien dazu noch bei Absetzen von Finasterid ABSOLUT REVERSIBEL.

Es gibt allerdings genug Patienten, die auch 5 Jahren nach Absetzen von Finasterid noch von enormen, permantenten Nebenwirkungen berichten (man sehe sich z.B http://www.propeciahelp.com an). Und in Schweden wird jetzt darauf aufmerksam gemacht, Finasterid könne permanente erektile Dysfunktion zur Folge haben.

Zu den angegebenen, bei einigen Männern nicht mehr weggehenden Nebenwirkungen gehören (Zitat eines Betroffenen): "Loss of sex drive, shrunken penis, testicle atrophy, depression/anxiety, muscle fatigue. 8 years and no resolution of symptoms, on hormone therapy for life and impotent."

Bei solchen Männern scheinen ein paar biochemische "Pathways" vollkommen durcheinander oder ausgeschaltet worden zu sein.

Bitte behaupten Sie nicht, diese Nebenwirkungen seien subjektiv, die Symptome könnten auch von anderen Dingen stammen usw.! Diese Männer dokumentieren z.T. ihre Leidensgeschichte sehr akribisch und haben sich vielen Tests unterzogen. Professor Traish (Boston University) und einige andere Wissenschaftler widmen sich diesem Problem.

Wie können Sie also noch immer behaupten, Finasterid sei grösstenteils unbedenklich und habe geringe, reversible Nebeneffekte? Das scheint mir fahrlässig!
Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:187
2012-11-08
Sehr geehrter Fragesteller,

gerne nehmen wir zu Ihren Fragen ausführlich Stellung. Uns ist allerdings bewusst, dass Sie bereits mehrfach Anfragen in diesem Forum gestellt haben, mit ähnlichem Inhalt, und auch unter verschiedenen Namen. Sollten weiterhin Fragen oder Bedenken bestehen, stellen Sie sich bitte persönlich in einer Haarsprechstunde vor (siehe www.TrichoCare.de) und lassen Sie sich urologisch untersuchen.

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine evidenz-basierten Daten, die belegen, dass durch die Behandlung mit Propecia persistierende (dauerhaft bleibende) "sexuelle" Nebenwirkungen auftreten können. In den durchgeführten doppelblinden, plazebokontrollierten und randomisierten Studien, die eine Behandlung mit Finasterid mit einer Plazebotherapie verglichen haben, gab es zwar ein leicht erhöhtes Auftreten vorübergehender "sexueller" Nebenwirkungen, die aber in der Finasteridgruppe statistisch nicht häufiger auftraten als in der Plazebogruppe. Bislang gibt es lediglich anekdotische Berichte, die über bleibende sexuelle Dysfunktionen als Folge der Propecia-Therapie berichten. Wissenschaftlich ist das nicht belegt.

Finasterid ist das einzige orale Medikament, welches zur Behandlung der androgenetischen Alopezie des Mannes zugelassen ist. In den USA wurde das Medikament Finasterid bereits 1997 in einer 5 mg Dosierung (Proscar) zur Behandlung der gutartigen Prostatahypoplasie und in der Folge in der 1 mg Dosierung (Propecia) zur Behandlung der androgenetischen Alopezie zugelassen. Seither sind 20,5 Millionen (Proscar) und 6,7 Millionen (Propecia) Patientenjahre der Behandlung mit diesen Medikamenten dokumentiert mit einer äußerst geringen Nebenwirkungsrate. Das sind die aktuellsten und verlässlichsten verfügbaren Daten die vorliegen.

Eine Publikation aus dem Jahre 2006 im Journal of Sexual Medicine, "Persistent sexual site effects of Finasterid for male pattern baldness" berichtete über eine erhöhte Rate entsprechender Nebenwirkungen in Finasterid-behandelten Männern. Die Autoren haben es allerdings versäumt, die teilweise hohe Inzidenz (Auftreten der Wahrscheinlichkeit) von sexueller Dysfunktion in der Allgemeinbevölkerung zu erwähnen, die Männer im entsprechenden Alter auch betreffen, wenn sie kein Finasterid einnehmen.

In der Tat gibt es eine Untersuchung, die Inzidenzraten von erektiler Dysfunktion in der Allgemeinbevökerung bei 49% in der Altersgruppe von 40- bis 88jährigen Männern ansiedelt (Archives of Internal Medicine, 2006, Jan. 23: 166 (2): 213-19).

Vor diesem Hintergrund und dem jahrelangen Einsatz von Finasterid an vielen hunderten bis mehreren tausend Männern durch das Expertenratgremium, bleiben die Autoren bei der Meinung, dass sexuelle Nebenwirkungen bei der Therapie mit Finasterid auftreten können, dies allerdings ein sehr seltenes Ereignis ist, welches nach Absetzen des Medikamentes reversibel ist. Die zumeist als Einzelfälle berichteten dauerhaften sexuellen Nebenwirkungen sind wohl in der Regel die Folge eines Nichtabsetzens der Propeciatherapie. Denn auch in den Studien hat sich gezeigt, dass nach Absetzen der Finasteridtherapie die auftretenden Nebenwirkungen jederzeit reversibel sind.

Mehere neuere Untersuchungen zeigten ebenfalls eine sehr gute Verträglichkeit von Finasterid wie z.B.
- ISHRS Journal: Hair Transplant Forum International January/February 2012 www.ISHRS.org
Notes from the Editor Emeritus Finasteride: the downtrodden hero of hair transplantation emerges once again. Dow B. Stough, MD Hot Springs, Arkansas, USA
- Evaluation of efficacy and safety of finasteride 1mg in 3,177 Japanese men with androgenetic alopecia (Sato, A., and A. Takeda. Journal of Dermatol. 2011; 38:1-6)
- Finasteride, 1mg daily administration on male androgenetic alopecia and different age groups: 10-year follow-up (A. Rossi, et al. Dermatol Ther. 2011; 24(4):455-461)

Prof. Dr. Hans Wolff, Priv. Doz. Dr. Christian Kunte, Dr. Andreas Finner, Dr. Uwe Schwichtenberg

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