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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: Nebenwirkung Propecia
2008-12-07
Autor:
N.P.
Sehr geehrter Prof. Wolff, Dr. Kunte und Dr. Schwichtenberg,

im Jahre 2004 wurde bei mir androgenetische Alopezie diagnostiziert, ich war damals 17 Jahre alt. Daraufhin habe ich Propecia eingenommen - mit Erfolg, der Haarausfall wurde gestoppt und stabilisiert. Später wurde bei einer Spermaprobe bei meinem Urologen zufällig entdeckt, dass keine Spermazellen vorhanden waren. Nachdem ich meinem Urologen von meiner Propecia-Behandlung berichtet habe, riet er mir dazu das Medikament abzusetzen um in 3 Monatsabschnitten weitere Spermaproben abzugeben. Die Anzahl der Spermien erhöhte sich, wenn auch nicht der Normalwert für Anzahl und Beweglichkeit erreicht wurde.

Seitdem verwende ich Regaine, was meine anlagebedingte Alopezie stabilisiert, aber nicht so erfolgreich wie Propecia.

Nun zu meiner Frage: Meinen Sie, dass die mangelhafte Spermaqualität sich mit der Zeit bei Einnahme von Propecia wieder verbessern kann? Hätte ich Propecia einfach weiterhin einnehmen sollen und weiterhin Spermaproben abgeben sollen? Ich fänd es schade, wenn ich das so gut wirkende Medikament gegen den Haarausfall nie wieder verwenden könnte. Oder besteht die Möglichkeit, dass ich damals zu jung für die Einnahme von Propecia war?

Später wurden mir die Gaumenmandeln entfernt und es wurde festgestellt, dass sich eine bestimmte Art von Bakterien in ihnen befand - was damals zu Problemen (Brennen) beim Wasserlassen führte. Ist es möglich, dass diese Bakterien Einfluss auf die Spermaqualität haben könnten?

Gibt es darüber hinaus aktuelle Entwicklungen in der medizinischen Forschung, die Alternativen oder noch bessere Anwendungen als die Vorhandenen versprechen?

Beste Grüße,
N.P
Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:187
2008-12-14
Sehr geehrter N.P.,

Propecia ist eine Tablette zur Behandlung des androgenetischen (hormonellen, erblichen) Haarausfalls des Mannes, einmal täglich einzunehmen.

Propecia hemmt selektiv das Enzym 5a-Reduktase Typ II und somit die Umwandlung von Testosteron (Männliches Geschlechtshormon) zu DHT (Dihydrotestosteron). DHT ist neben der erblichen Veranlagung hauptverantwortlich für den androgenetischen Haarausfall. Durch die Hemmung des Enzyms wird der Spiegel von DHT im Serum (Blut) um etwa 70 % gesenkt. In zahlreichen Studien konnte auch ein minimaler Anstieg von Testosteron gemessen werden, die Werte blieben jedoch alle im Normbereich. Ebenso wurde in mehreren Studien an Propecia-nehmenden Männern Untersuchungen des Spermas vorgenommen. Die Zahl der Spermien, deren Beweglichkeit und Form hat sich unter Propecia-Einnahme nicht verändert.

Im Rahmen der Studien an über 1500 Männern (die eine Hälfte bekam Propecia, die andere Hälfte bekam Plazebo - eine unwirksame Substanz) wurde nach Beeinflussung der Libido (Verlangen nach Sexualität), nach Veränderung des Samenvolumens und nach Potenzproblemen gefragt. Unter 2 % aller Männer (also auch der Plazebo-Probanden) gaben eine Abnahme der Libido, des Samenvolumens (das Samenvolumen hat hier nichts mit der Qualität der Spermien zu tun) und Potenzprobleme an. Der Unterschied zwischen den Männern die Plazebo und Propecia eingenommen haben, war statistisch nicht signifikant, also unbedeutend.

Treten jedoch unter Propecia Einnahme entsprechende Beschwerden auf, so lassen diese meist trotz fortgeführter Therapie nach. Sämtliche Nebenwirkungen sind nach Absetzen von Propecia vollständig reversibel.

Ein ungünstiger Einfluss auf die Fruchtbarkeit oder auf eine bestehende Schwangerschaft der Partnerin ist nicht zu befürchten.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. H. Wolff


Nachsatz:

Die Zahl und Beweglichkeit der Spermien bei einem Mann kann zum Teil erheblich schwanken. So können diese Parameter bei verschiedenen Untersuchungszeitpunkten extrem unterschiedlich ausfallen. Die Studien mit mehreren Untersuchungen belegen, dass bei vielen Männern in nacheinander und wiederholt durchgeführten Ejakulatuntersuchungen keine ungünstigen Effekte durch Finasterid zu beobachten waren.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. C. Kunte

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