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Expertenrat zur Haartransplantation

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Thema: Megasitzungen
2007-06-25
Autor:
MNoe
Sehr geehrter Herr Dr. Neidel,

was sind Ihrer Meinung nach die Nachteile einer sogenannten 'Megasitzung', in der bis zu 3000 Haartransplantate verpflanzt werden?

Wo liegen die Vorteile der (angeblich) veralteten Mini + Mikro Graft Methode? Gibt es hierzu frei erhältliche wissenschaftliche Arbeiten?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort
Dr. Frank G. Neidel

Experte
Beiträge:169
2007-07-12
Guten Tag, danke für die Anfrage.

Je nach Größe der Fläche und Beschaffenheit des Haarkranzes lassen sich sog. Megasitzungen gestalten. Zu bedenken ist dabei immer, dass u.U. eine sehr große behaarte Fläche am Hinterkopf entnommen werden muss. Das kann dann später zu unschönen und breiten Narben führen, die zu korrigieren sich schwierig gestaltet.

Zu bedenken gilt außerdem, ob später, falls der Haarausfall weiter voran schreitet, noch weitere Operationen möglich sind, oder man durch die Megasitzung das Potential völlig ausgeschöpft hat. Dann wären z.B. Korrekturen nicht mehr machbar.

Bei einer großen Zahl an Transplantaten, wie z.B. 3000, wird sehr dicht transplantiert. Das kann dazu führen, dass wegen auftretender Durchblutungsstörungen die Anwuchsrate sinkt. Zu hohe Dichte kann zu spärlichem und unbefriedigendem Wachstum führen.

In der täglichen weltweiten Praxis ist es häufig so, dass zwar Megasitzungen angeboten werden, um das Spektrum zu erfüllen, praktisch aber dann doch weniger transplantiert wird. Eine Kontrolle durch den Patienten ist schwierig, es muss ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient bestehen. Oft sind große Zahlen nicht sinnvoll und auch nicht erforderlich.

Häufig wird die Zahl der Transplantate mit der Zahl der transplantierten Haare verwechselt. Transplantiert man z.B. 1500 follicular units mit jeweils 2 Haaren pro Einheit, erhält man genauso 3000 Haare wie wenn man 3000 follicular units mit jeweils 1 Haar pro Einheit verpflanzt. Letzteres sieht dünner aus und kostet meistens mehr.

Mit der Mini- und Mikrograftmethode hat das gar nichts zu tun, auch mit dieser Methode können sehr viele Transplantate verpflanzt werden. Minigrafts können relativ groß im Durchmesser sein, Mikrografts können fast gleichgesetzt werden mit follicular units, aber nur fast. In letzter Zeit hat man sich auf die bessere Terminologie geeinigt, die Haarwurzelgruppen als follicular units zu bezeichnen, was der natürlichen Anatomie entspricht. Die Präparation hier ist noch feiner und dadurch
aufwändiger, was in den meisten Fällen zu noch besseren optischen Resultaten führt, manchmal aber auch zu nicht so befriedigenden und sehr dünn wirkenden Ergebnissen.

Die Fragestellung der Megasession sollte von einem erfahrenen Arzt mit dem Betroffenen individuell diskutiert werden. Nur dann kann man entscheiden, ob es sinnvoll ist, die anatomischen Voraussetzungen gegeben sind und letztendlich der Erfolg garantiert werden kann. Dabei spielt natürlich auch das Behandlungsteam eine wesentliche Rolle.

Mehrere Arbeiten dazu sind im "Hair transplant Forum" veröffentlicht. Nicht alle sind als wissenschaftlich zu bewerten. Trotzdem kann man gut das Pro und Kontra dazu herausarbeiten, siehe auch www.ishrs.org

Mit freundlichen Grüßen!

Dr. Neidel

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