Thema: Medienberichte
2017-03-19
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Autor: Michi |
Hallo, in den Medien wie Welt, Stern oder Bild wird die Gefahr von irreversiblen NW durch Finasterid angesprochen und von einer hohen Dunkelziffer berichtet. Decken sich diese Zahlen mit ihren Erfahrungen? Anders gefragt: Haben Sie Patienten kennengelernt, die irreversible NW erlitten haben? |
Dr. Uwe Schwichtenberg Experte Beiträge:729 | 2017-03-19 |
Sehr geehrter Fragesteller Nein, ich habe keine Patienten kennengelernt, die irreversible NW beklagt haben. Aber das heißt überhaupt nichts, in Anbetracht, der kleinen Zahlen. Wir haben daher immer zum einen die Studiendaten zitiert: "Keine irreversiblen unerwünschten Wirkungen im Rahmen der Zulassungsstudien" und andereseits darauf hingewiesen, dass es Meldungen über unerwünschte dauerhafte Wirkungen aus dem Nachzulassungsbereich gäbe, deren Bedeutung jedoch unklar ist. siehe hierzu auch eine weitere Antwort von heute: Die Tatsache, dass unter Einnahme eines Medikamentes bestimmte Ereignisse auftreten, ist natürlich kein Beweis für eine ursächliche Beziehung. Es sollte aber dazu führen, dass diese möglichen unerwünschten Wirkungen intensiver überwacht werden und die Patienten darüber aufgeklärt werden. Es muss daher bei jeder unerwünschten Wirkung eine sogenannte UAW-Meldung erstellt werden. Dies scheint nach Angaben der "Welt" in Bezug auf Depression in 17 Fällen und in 28 Fällen in Bezug auf sexuelle Störungen geschehen zu sein. Dies soll dazu geführt haben, dass Depression jetzt auch in den Produktinformationen als Nebenwirkung aufgeführt werden soll. Die geringe Zahl der gemeldeten Fälle zeigt, wie wenig man sich für solch seltene unerwünschten Wirkungen auf seine persönlichen Erfahrungen verlassen kann. Die Tatsache, dass man in seinem eigenen Patientengut keine Betroffenen hat, beweist eben nicht, dass es diese unerwünschte Wirkung nicht gibt. Wir weisen schon seit Jahren auf die ungeklärte Situation bzgl. der Themen Libido und Potenz hin und haben auch die Depression mit in die Routineaufklärung aufgenommen, ohne wissen zu können, ob eine ursächliche Beziehung wirklich vorliegt. In den Zulassungsstudien sind diese Symptome nämlich nicht gehäuft bzw. nicht dauerhaft aufgetreten. Wie die o.g. Einzelfälle aus dem Nachzulassungsbereich zu werten sind, ist die wichtige Frage. Wenn die Zulassungsbehörden nunmehr das Nebenwirkungsprofil anders bewerten, sollte, wie von Prof. Glaeske im zitierten Artikel vorgeschlagen, in der Tat ein "Rote-Hand-Brief" verschickt werden. Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg |
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