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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: kann die Wirkung nach 7 Jahren(ohne Pause) der Finasterideinnahme noch nach lassen???
2006-12-06
Autor:
Dorian-Gray
ich nehme jetzt genau seit Dezember 1999 Propecia.
Jeden Tag 1 Tablette immer morgens sofort nach dem Aufstehen(liegt unter dem Kopfkissen)
Ich habe noch NIE eine Einnahme vergessen!

Seit ich 20 bin habe ich Haarausfall und somit Geheimratsecken, leider ist durch die Einnahme von Propecia der Zustand nicht besser geworden, ABER zum Glück hat es den Haarausfall komplett gestoppt!!!

Mein Dad hat in meinem Alter(31) schon sehr wenig Haare gehabt, somit mache ich Propecia dafür verantwortlich das ich meine Haare noch habe!
Was mich zwar in den Jahren ziemlich viel Geld gekostet hat, aber egal.
Ich hoffe das Patent läuft bald aus und es gibt Generika zu moderateren Preisen ;-)

Nach einer so langen Einnahmephase wie ich sie habe, kann ein Gewöhnungseffekt an Finasterid überhaupt noch eintreten?
Wenn, dann wäre das doch schon längst geschehen! Oder?
Und ist damit zu rechnen, dass es Irgendwann nicht mehr wirkt?
In der Packungsbeilage steht das es den Prozess der androgenetischen Alopezie bis zum 41 Lebensjahr stabilisieren kann! Gibt es hier schon neue Erkenntnisse? Immerhin wird Proscar für die Prostata schon seit 1992 eingesetzt! (und die Wirkung auf die Haare war ja sowieso nur ein Zufall)
Also muß doch hier was bekannt sein, über die Dauer der Wirkung!

Übrigens nehme ich seit Januar 2005 morgens mittags und abends Regaine für die Geheimratsecken.

Und was soll ich sagen, die Haare wachsen wieder nach, zwar habe ich auch einige Haare auf der Stirn bekommen, aber die kann man ja rausziehen ;-)

Können Sie mir ein paar beruhigende Worte zu meinen Fragen schreiben? Oder muß ich weiter hoffen und hoffen dass die Wirkung niemals nachlässt!!!

Gruß!

Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:187
2006-12-24
Sehr geehrter Dorian Gray,

Auch uns fällt auf, dass bei einigen Patienten der verstärkte Haarausfall - dokumentiert durch eine erhöhte Telogenrate im Trichogramm - sich nicht wesentlich bessert. Andererseits sieht man bei diesen Patienten in der Übersichtsfotografie trotzdem über Jahre eine Stabilisierung der Haardichte, so dass es sich daher wohl nur um einen harmlosen Haarwechsel handelt, ohne dass die Haarfollikel miniaturisieren.

Die Erklärung mit der Erhöhung der Androgenrezeptor bei DHT-Absenkung ist theoretisch möglich, aber in keiner Weise gibt es wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür. Die 5-Jahres-Daten der Propecia-Studie im European Journal of Dermatology sprechen dagegen: Nach 1 Jahr hatten die mit Finasterid behandelten Männer 126 Haare mehr im Testareal als die mit Plazebo behandelten Männer. In den folgenden Jahren nahm der Unterschied immer mehr zu, und nach 5 Jahren betrug er sogar 278 Haare im Testareal. Das heißt, der Behandlungsbenefit im Vergleich zur nicht behandelten Plazebogruppe wächst von Jahr zu Jahr.

Der immer größer werdende Unterschied ist im ersten Jahr auf die Zunahme der Haardichte bei den Finasterid-Probanden zurückzuführen. In den folgenden Jahren nimmt erwartungsgemäß die Haardichte bei den Plazebo-Probanden immer mehr ab, während sie bei den Finasterid-Probanden weitgehend auf dem Niveau stabilisiert bleibt. Fast alle Finasterid-Probanden hatten auch noch nach 5 Jahren Therapie immer noch mehr Haare als vor Beginn der Studie. Auch vom Erscheinungsbild her waren die mit Finasterid behandelten Männer weitgehend stabilisiert. In der Plazebogruppe gab es dagegen bemerkenswerte Verwandlungen in Richtung Glatze.

Meiner Erfahrung nach wirkt Propecia, solange man es einnimmt. Trotzdem kann es bei besonders starkem genetischen Druck zu einem langsamen Fortschreiten der Haarlichtung kommen. Nur: Ohne Propecia würde sich die Haarlichtung wahrscheinlich wesentlich schneller ausbilden.

Ein Bericht der Fachzeitschrift "European Journal of Dermatology" (Whiting et al., Eur J Dermatol 2003; 13; 150-60) befasst sich mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit von 1 mg Finasterid/Tag (Handelspräparat Propecia) in der Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls (Alopecia androgenetica, androgenetische Alopezie) bei Männern der Altersgruppe 41 bis 60 Jahre. Zum Hintergrund: Das primäre Ziel einer Behandlung der androgenetischen Alopezie ist das Stoppen des fortschreitenden Haarverlustes und der Ausbreitung der Haarlichtung. Im Rahmen großer internationaler Studien mit Männern der Altersgruppe 18 bis 41 Jahre konnte festgestellt werden, dass der Haarausfall während einer einjährigen Therapie mit 1 mg Finasterid pro Tag bei etwa 85 % der Männer gestoppt werden kann und sich bei 66 % der Männer eine Verdichtung der Haare einstellt. Darüber hinaus wurde in internationalen Multicenterstudien über fünf Jahre gezeigt, dass der Haarausfall über diesen Zeitraum bei 9 von 10 Männern gestoppt werden kann und mehr als 6 von 10 Männern eine Zunahme der Haardichte erfahren.

Um die Wirksamkeit von 1 mg Finasterid pro Tag auch in der Altersgruppe von 41 bis 60 Jahren zu belegen, führte ein Team amerikanischer Wissenschaftler eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde und plazebokontrollierte Studie an 424 Männern mit anlagebedingtem Haarausfall der genannten Altersgruppe durch. Die Untersuchungen umfassten einen Beobachtungszeitraum von 24 Monaten, die Ergebnisse wurden durch spezielle Photographien der Kopfhaut, durch klinische Einschätzung der Ärzte und durch eine Selbsteinschätzung der behandelten Männer gewonnen. Es konnte gezeigt werden, dass sich ab dem 6. Behandlungsmonat eine signifikante, also statistisch aussagekräftige Zunahme des Haarwachstums in der mit Finasterid therapierten Gruppe im Vergleich zur Plazebogruppe ergab (Plazebo = wirkstofffreie Tablette), welche sich bis zum Ende des Untersuchungszeitraums fortsetzte. Die Ergebnisse der photographischen Bestandsaufnahmen stimmten hierbei gut überein mit den Resultaten der Fragebögen zur Einschätzung durch Ärzte und Teilnehmer. Ein Behandlungserfolg zeigte sich in allen untersuchten Altersstufen. Die mittels photographischer Analyse ermittelte Zunahme der Haardichte erwies sich jedoch in der Altersgruppe von 41 bis 50 Jahren als etwas ausgeprägter als in der Gruppe der 51 bis 60-Jährigen. Finasterid wurde wie bereits in den vorangehenden Studien an jüngeren Männern von der überwiegenden Mehrzahl der Teilnehmer sehr gut vertragen.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen unsere Erfahrungen in der Dermatologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Der Effekt von Propecia ist weniger abhängig vom Alter als vom Haarstatus. Liegt bereits eine spiegelnde Glatze vor oder sind nur mehr sehr wenig Haare vorhanden, kann durch eine Propecia Therapie lediglich der Haarstatus aufrecht gehalten werden, eine Verdichtung ist nicht realistisch. Ist jedoch noch ein mehr oder weniger dichtes Haarkleid vorzufinden, ist die Aussicht auf eine Verdichtung groß.

Prof. Dr. H. Wolff

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