Haarerkrankungen.de

sie sind hier: startseite / expertenrat

Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall der Frau

Zurück zum Forum
Thema: Haarausfall - zwei Diagnosen
2016-01-12
Autor:
annevomdach
Hallo!

Ich bin 27 Jahre alt und weiblich. Seit ca. 4 Monaten habe ich starken Haarausfall, eine Lichtung ist im Tonsurbereich bereits erkennbar, außerdem haben sich Geheimratsecken gebildet und das Haar ist an sich wesentlich dünner geworden.
Begonnen hat der Ausfall in dieser Stärke nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille, ich habe aber schon vorher dünner werdendes Haar bemerkt - allerdings in wesentlich langsameren Tempo.

Der zuerst konsultierte Hautarzt diagnostizierte (durch Ansehen, Berühren der Haare) androgenetischen Haarausfall. Der Schub sei durch die geringere Östrogenzufuhr nach Absetzen der Pille zu erklären, die den AGA bis dahin gedämpft habe.

Die Blutuntersuchung beim Hausarzt ergab unauffällige Werte (Ferritin, Zink, Testosteron, Schilddrüse, etc.)

Danach konsultierte ich eine Hautärztin mit spezieller Haarsprechstunde. Der Trichoscan ergab folgende Ergebnisse:

Scheitelbereich
Haardichte/cm²: 267,3
Anteil Anagen: 85,6%
Anteil Telogen: 14,4%
Anteil Vellushaare: 21,6%
Anteil Terminalhaare: 78,4%
Dichte Vellushaare/cm²: 57,5
Dichte Terminalhaare/cm²: 209,6

Hinterkopf:
Haardichte: 299,6
Anteil Anagen: 81,4%
Anteil Telogen: 18,6%
Anteil Vellushaare: 26,1%
Anteil Terminalhaare: 73,9%
Dichte Vellushaare/cm²: 78,3
Dichte Terminalhaare/cm²: 221,3

Sie meinte, dass sie AGA aufgrund der Telogenrate ausschließen könne und ich abwarten soll. Es sei wohl diffuser Haarausfall, der sich sicher bessern werde. Mich verwundert die Diagnose - spricht dieser hohe Anteil von Vellushaaren nicht eigentlich sehr für androgenetischen Haarausfall? In der Tat fallen bei mir v.a. sehr dünne Haare aus, die kürzer sind als die Längen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Uwe Schwichtenberg

Experte
Beiträge:420
2016-01-13
Sehr geehrte Fragestellerin

4 Monate intensiver Haarverlust ist eine Verlaufsschilderung für diffusen Haarausfall. Die typische Patientin mit anlagebedingtem Haarausfall klagt über eine Ausdünnung in der Scheitelregion ohne oder mit wenig! vermehrtem Haarausfall. Ein männliches Haarausfallsmuster mit Geheimratsecken und Tonsur ist zwar bei Frauen möglich, aber seltener.
Eine hormonelle Umstellungssituation kann einen diffusen Haarausfall auslösen, ein mehrmonatiger diffuser Haarausfall führt zu einer reduzierten druchschnittlichen Haarlänge und zu einer geringeren Haardicke. Hierdurch kommt eine vorbestehende normal geschwungene Haaransatzlinie verstärkt zum Vorschein und wird oft als Geheimratsecke missinterpretiert. Oben auf dem Kopf kann man besser bis zur Kopfhaut hindurchsehen, da weniger Haarmasse (geringer Haarlänge, geringere Haardicke) "im Weg" ist. Ein Trichoscanergebnis ist zur Differenzierung dieser beiden Diagnosen sehr vorsichtig zu interpretieren, lässt aber hier die Diagnose diffuser Haarausfall ebenfalls zu.


Ihr Dr. Uwe Schwichtenberg

BC Support-Forum
v2.1 © 2022

Die Inhalte von Haarerkrankungen.de können und sollen keinen Arztbesuch ersetzen und stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation oder Selbstdiagnose dar. Die Informationen dieser Webseiten inklusive der Expertenräte sollen zur Erlangung zusätzlicher Informationen zu einer bereits gestellten Diagnose oder zur Vorbereitung eines Arztbesuches dienen. Empfehlungen hinsichtlich Diagnoseverfahren, Therapieformen, Medikamenten oder anderer Produkte werden nicht gegeben.
Bitte lesen Sie hierzu die Nutzungsbedingungen mit Haftungsausschluss. und beachten Sie unsere Datenschutzerklärung
© 2023 medical project design GmbH - Impressum