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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: Finisterid im Spermium
2009-11-30
Autor:
Steakmaster
Sehr geehrter Herr Doktor,

kann es möglich sein das Finisterid im Sperimum vorhanden ist?. Ist es möglich, das ich durch Sex ( ungeschützt ) mit meiner langjährigen Freundin dieser Wirkstoff an Sie weitergegeben wird durch mein Sperma. Kann es dann auch sein das meine Freundin dadurch Harrausfall bekommt?

Bitte diese Frage ist mir so sehr wichtig.

Ich bedanke mich im vorraus und verbleibe mit besten Grüßen Ihr
Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:187
2009-12-06
Sehr geehrter Steakmaster,

Finasterid ist eine Tablette zur Behandlung des androgenetischen (hormonellen, erblichen) Haarausfalls des Mannes, einmal täglich einzunehmen.

Finasterid hemmt selektiv das Enzym 5a-Reduktase Typ II und somit die Umwandlung von Testosteron (Männliches Geschlechtshormon) zu DHT (Dihydrotestosteron). DHT ist neben der erblichen Veranlagung hauptverantwortlich für den androgenetischen Haarausfall. Durch die Hemmung des Enzyms wird der Spiegel von DHT im Serum (Blut) um etwa 70 % gesenkt. In zahlreichen Studien konnte auch ein minimaler Anstieg von Testosteron gemessen werden, die Werte blieben jedoch alle im Normbereich. Ebenso wurde in mehreren Studien an Finasterid nehmenden Männern Untersuchungen des Spermas vorgenommen. Die Zahl der Spermien, deren Beweglichkeit und Form hat sich unter Finasterid-Einnahme nicht verändert.

Im Rahmen der Studien an über 1500 Männern (die eine Hälfte bekam Finasterid, die andere Hälfte bekam Plazebo - eine unwirksame Substanz) wurde nach Beeinflussung der Libido (Verlangen nach Sexualität), nach Veränderung des Samenvolumens und nach Potenzproblemen gefragt. Unter 2 % aller Männer (also auch der Plazebo-Probanden) gaben eine Abnahme der Libido, des Samenvolumens (sas Samenvolumen hat hier nichts mit der Qualität der Spermien zu tun) und Potenzprobleme an. Der Unterschied zwischen den Männern die Plazebo und Propecia eingenommen haben, war statistisch nicht signifikant, also unbedeutend.

Treten jedoch unter Finasterid Einnahme entsprechende Beschwerden auf, so lassen diese meist trotz fortgeführter Therapie nach. Sämtliche Nebenwirkungen sind nach Absetzen von Propecia vollständig reversibel.

Ein ungünstiger Einfluss auf die Fruchtbarkeit oder auf eine bestehende Schwangerschaft der Partnerin ist nicht zu befürchten.

Das Ejakulatvolumen geht bei den meisten Behandelten um etwa 10-20% zurück (also z.B. von 4,0 ml auf 3,2 ml). Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit (Fertilität), da es dabei nicht auf das Volumen des Prostatasekretes ankommt, sondern auf die Zahl, Morphologie und vor allem die Beweglichkeit der Spermien. Alle dieser Faktoren werden durch Propecia nicht verändert. Dies wurde in verschiedenen Studien gezeigt, zuletzt 1999 an 181 Männern durch Overstreet et al. (Chronic treatment with finasteride daily does not affect spermatogenesis or semen production in young men. J Urol, 162:1295-1300).

Die Untersuchungen zu den Finasterid-Konzentrationen wurden nicht an Rhesus-Affen, sondern an Menschen gemacht. Dabei zeigte sich, dass die maximal gemessene Finasterid-Konzentration im Ejakulat 1,5 Nanogramm pro Milliliter betrug. Erste messbare Veränderungen des DHT-Spiegels treten aber erst bei einer Finasterid-Menge von 5000 Nanogramm auf. Dies bedeutet, dass es selbst bei optimaler Resorption erst ab 3 Liter Ejakulat-Kontakt täglich theoretisch zu ersten messbaren Veränderungen des weiblichen DHT-Spiegels kommen kann.

Finasterid 1 mg (Propecia®) wird von weit mehr als 2 Millionen Männern weltweit eingenommen, ohne dass es jemals zu ernsten Nebenwirkungen gekommen wäre. Genitalfehlbildungen von männlichen Babys sind nicht zu erwarten, wenn das Mittel vom Vater eingenommen wird.

Daher besteht auch keine Notwendigkeit, bei Kinderwunsch Propecia abzusetzen. Auch wenn die Frau schwanger ist, kann das Finasterid im Ejakulat des Mannes das Kind nicht gefährden.

Ein Haarausfall bei der Frau durch Finasterid im Ejakulat ist nicht zu erwarten.

Prof. Dr. H. Wolff

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