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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes

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Thema: Fertilität
2007-01-09
Autor:
ImperatorMcGinley
Sehr geehrter Herr Prof. Wolff
Mir wurde von einem bekannten norddeutschen endokrinologischen Institut mitgeteilt, dass DHT für die Spermatogenese essentiell sei, und dass Finasterid demzufolge einen Einfluss auf die Fertilität des Mannes haben könnte. Des Weiteren wurde mir mitgeteilt, dass der Einfluss von Finasterid auf ein ungeborenes männliches Kind am Menschen nicht untersucht wurde. Es seien lediglich Untersuchungen an Rhesusaffen durchgeführt worden. In der Tat wird in der Medikamenteninformation darauf hingewiesen, dass Untersuchungen am Menschen bezüglich Fertilität und Einfluss auf Entwicklung auf das ungeborene Kind nicht durchgeführt worden sind. Da Finasterid nicht nach dem "Alles oder Nichts" -Prinzip wirkt, könnte es doch sein, dass Finasterid im männlichen Sperma bei einer Schwangeren zwar nicht zur Genitalmissbildung aber dennoch zu etwas kleineren Genitalien beim männlichen Fötus führt. Diese Fehlentwicklung könnte man nicht nachweisen, da allenfalls alles noch im akzeptablen Bereich liegt. Was halten Sie von diesen Annahmen? Warum wurden diese Fragen am Menschen bisher nicht untersucht? Zudem könnte Finasterid theoretisch doch auch zu einer Beeinträchtigung des Erbguts führen?
Wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir meine Fragen beantworten könnten und mir allenfalls erläutern würden, warum obgenannte Behauptungen unter medizinischen Gesichtspunkten richtig oder falsch sind.
Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:187
2007-01-16
Sehr geehrter User,

das Ejakulatvolumen geht bei den meisten Behandelten um etwa 10-20% zurück (also z.B. von 4,0 ml auf 3,2 ml). Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit (Fertilität), da es dabei nicht auf das Volumen des Prostatasekretes ankommt, sondern auf die Zahl, Morphologie und vor allem die Beweglichkeit der Spermien. Alle dieser Faktoren werden durch Propecia nicht verändert. Dies wurde in verschiedenen Studien gezeigt, zuletzt 1999 an 181 Männern durch Overstreet et al. (Chronic treatment with finasteride daily does not affect spermatogenesis or semen production in young men. J Urol, 162:1295-1300).
Die Untersuchungen zu den Finasterid-Konzentrationen wurden nicht an Rhesus-Affen, sondern an Menschen gemacht. Dabei zeigte sich, dass die maximal gemessene Finasterid-Konzentration im Ejakulat 1,5 Nanogramm pro Milliliter betrug. Erste messbare Veränderungen des DHT-Spiegels treten aber erst bei einer Finasterid-Menge von 5000 Nanogramm auf. Dies bedeutet, dass es selbst bei optimaler Resorption erst ab 3 Liter Ejakulat-Kontakt täglich theoretisch zu ersten messbaren Veränderungen des weiblichen DHT-Spiegels kommen kann.

Finasterid 1 mg (Propecia®) wird von weit mehr als 2 Millionen Männern weltweit eingenommen, ohne dass es jemals zu ernsten Nebenwirkungen gekommen wäre. Genitalfehlbildungen von männlichen Babys sind nicht zu erwarten, wenn das Mittel vom Vater eingenommen wird.

Daher besteht auch keine Notwendigkeit, bei Kinderwunsch Propecia abzusetzen. Auch wenn die Frau schwanger ist, kann das Finasterid im Ejakulat des Mannes das Kind nicht gefährden.
Wenn Propecia aber trotzdem aus psychologischen Gründen während der Schwangerschaft abgesetzt wird, wird es sicher nicht innerhalb von 6-9 Monaten zu irreversiblem Haarausfall kommen. Eine therapeutische Alternative zu Propecia wäre in der Schwangerschaft der Ehefrau die 5%ige Minoxidillösung (Regaine).

Prof. Dr. H. Wolff


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