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Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall der Frau

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Thema: Diagnose mit Trichogramm
2007-05-11
Autor:
Lea
Sehr geehrtes Expertenteam,
Ich bin 22 Jahre alt und nehme seit ich 17 bin antiandrogene Pillen (Belara, Valette, Yasminelle, seit 1 Monat Neo-Eunomin), wegen starker Akne.
Nun habe ich vor ca. einem halben Jahr Haarausfall festgestellt. Zunächst habe ich als Nahrungsergänzung Eisen, Vitamin-B-Komplex, Biotin und Zink zu mir genommen. Da dies keine Wirkung zeigte, bin ich zu meiner Hautärztin. Sie hat ein Trichogramm gemacht (Da ich vorher schon Eisen etc eingenommen habe, meinte sie, ein Bluttest sei nicht hilfreich zur Diagnosestellung).
Sie sagte mir, ich hätte am Hinterkopf ca. 4% Haarausfall und am Oberkopf 21% (sie hat jeweils an einer Stelle Haare entnommen) und diagnostizierte mir androgenetische Alopezie.
Nun habe ich hier und anderer Stelle gelesen, dass eine Diagnose allein anhand eines Trichogramms nicht aussagekräftig ist. Darauf habe ich sie angesprochen und sie meinte, in meinem Fall aber schon, weil der Haarausfall am Ober- und Unterkopf so unterschiedlich sei.
Ist diese Diagose nun sicher oder nicht? Was kann ich tun, um sicher zu gehn?
Noch ist der HA nicht so weit vorangesschritten, dass es schon zu einer sichtbaren Lichtung meines Oberkopfes gekommen ist. Ich habe zwar Geheimratsecken, allerdings habe ich schon immer einen hohen Haaransatz und auch diese Geheimratsecken, ich kann nicht einschätzen, ob sie schon weiter vorangeschritten sind.

Und noch eine Frage: Was halten Sie von der Behandlung von HA mit Propecia/Proscar bei Frauen, die die Pille nehmen und in nächster Zeit nicht schwanger werden möchten?

Schonmal vielen Dank für Ihre Antwort!
Prof. Dr. Hans Wolff

Experte
Beiträge:33
2007-05-15
Sehr geehrte Lea,

die Diagnose einer androgenetischen Alopezie der Frau wird in erster Linie anhand eines möglichen Haarlichtungsmusters gestellt. Weiter fließen Informationen aus der Krankengeschichte ein, ein Trichogramm kann ebenfalls unterstützen.
Ein erfahrener Hautarzt kann eine androgenetische Alopezie sicher diagnostizieren.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. C. Kunte

Eine Suche in der elektronischen Zeitschriften-Bibliothek PubMed ergab am 30.5.2005 zur Suchkombination "Finasteride AND Women" insgesamt 233 Treffer! Die meisten dieser Artikel beschäftigten sich mit dem Potenzial von Finasterid in der Behandlung von Hirsutismus, Akne und Haarausfall bei Frauen. Finasterid ist ein Enzym-Blocker, der die Aktivität der 5-alpha-Reduktase Typ II hemmt. Als Folge wird im Körper wesentlich weniger Testosteron in das stärkere Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt. Finasterid ist als 1-mg-Tablette (Propecia) zur Behandlung der androgenetischen Alopezie des Mannes zugelassen und dort sicher mit sehr gutem Nebenwirkungsprofil einsetzbar. Eine Zulassung zur Behandlung bei Frauen gibt es nicht. Ein Grund war wohl die in einer Studie festgestellte fragliche Wirksamkeit bei postmenopausalen, älterenFrauen (Price et al: Lack of efficacy of finasteride in postmenopausal women with androgenetic alopecia, J Am Acad Dermatol. 2000, 43 : 768-76).

Andererseits mehren sich die Fallberichte zu guten Wirkungen. Einige davon sind: Shum et al. : Hair loss in women with hyperandrogenism: four cases responding to finasteride. J Am Acad Dermatol. 2002; 47:733-9 und Trüeb et al: Finasteride treatment of patterned hair loss in normoandrogenic postmenopausal women. Dermatology. 2004; 209:202-7.

Warum gibt es Finasterid trotzdem nicht für Frauen in Deutschland? 1) Finasterid kann wegen der DHT-Senkung zu Fehlbildungen am Genitale von männlichen Föten führen. Man muss also auf jeden Fall eine Schwangerschaft vermeiden. 2) Es ist nicht für Frauen zugelassen 3) Die meisten Ärzte (ausser Endokrinologen, Gynäkologen und wenigen Dermatologen) kennen sich in der weilblichen Endokrinologie nicht genau aus. 4) Für fast alle Ärzte in Deutschland ist die wissenschaftliche Datenlage noch zu gering, um Finasterid bei androgenetischer Alopezie einzusetzen. Spezielle Ausnahmefälle sollte man auf keinen Fall generalisieren.

Prof. Dr. med. Hans Wolff

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