Bericht von Europas größtem Dermatologie Kongress
15. Oktober 2022 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Vom 7. bis 10 September 2022 fand in Mailand der größte europäische Dermatologie Kongress statt Die EADV (European Academy of Dermatology and Venereology) lud zum wissenschaftlichen Austausch von Hautärztinnen und Hautärzten aus Europa und weltweit.
Lange Zeit waren die Haarerkrankungen ein Nischenthema. In diesem Jahr jedoch war der „golden plenary“ Saal mit seinen 3762 Plätzen bereits um 08:30 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt. Zunächst ging es um die Alopecia areata (AA, kreisrunder Haarausfall). In Deutschland ist mit dem Wirkstoff Baricitinib der erste JAK-Inhibitor für die AA zugelassen (wir berichteten). Und dies könnte erst der Anfang sein. Weitere potentielle Wirkstoffe für diese Indikation heißen Ritlecitinib, Deuruxolitinib und Ivarmacitinib, um nur drei exemplarisch aus dem Programm der diesjährigen EADV zu nennen.
Aber auch bei der androgenetischen Alopezie (AGA, anlagebedingter Haarausfall) geht es voran. Die Erstzulassung von des Wirkstoffes Minoxidil erfolgte 1986 und auch die Zulassung von Finasterid liegt 24 Jahre zurück. Im europäischen Ausland wird die innerliche Therapie mit Minoxidil als Tablette immer beliebter. In Deutschland ist Minoxidil für die AGA bisher nur als äußerliche Lösung zugelassen. Was aber vermutlich zum Ende dieses Jahres verfügbar sein wird, ist ein offiziell zugelassenes Produkt zur äusserlichen Anwendung von Finasterid (wir berichteten). Die Studien ergaben Therapieerfolge auf dem Niveau der innerlichen Anwendung, jedoch mit deutlich geringeren Plasmaspiegeln des Finasterids. Eine Option vor allem für Männer, die aus Sorge vor systemischen Wirkungen insbesondere in Bezug auf die Libido und die Psyche bisher vom Finasterid Abstand genommen haben. In der aktuellen Studie sind diesbezügliche unerwünschte Effekte jedenfalls nicht aufgetreten. Langzeitdaten über 6 Monate hinaus sind jedoch noch nicht verfügbar.
Und selbst beim diffusen Haarausfall ist ein wenig Bewegung zu verzeichnen. Mehrere wissenschaftliche Präsentationen zeigten positive Effekte unterschiedlicher Nahrungsergänzungspräparate, darunter auch eine Arbeit zu einem in Deutschland in veränderter Zusammensetzung neu zugelassenen Präparat mit Cystin, B-Vitaminen und Mineralien.
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