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Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Was tun?
21. November 2018 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Plötzlich fallen die Haare büschelweise aus und kahle Stellen entstehen: Kreisrunder Haarausfall, die sogenannte Alopecia areata, versetzt Betroffene in Angst und Schrecken und die Sorge um die Gesundheit ist groß. Rat und Unterstützung bietet der Hautarzt.

Meist beginnt der kreisrunde Haarausfall mit einer einzelnen kleinen kahlen Stelle am Kopf. Diese kann sich ausbreiten und weitere haarlose Areale können hinzukommen. In manchen Fällen fallen die Haare auf dem gesamten Kopf komplett aus, eine Alopecia areata totalis entwickelt sich. Bei der Alopecia areata universalis sind auch Augenbrauen, Wimpern und die gesamte Körperbehaarung betroffen. Veränderungen der Fingernägel wie Grübchen, Rillen oder Aufrauhungen können hinzukommen. "Die Alopecia areata ist eine erhebliche Belastung für die Betroffenen und bedroht das Selbstbild", berichtet Dr. Uwe Schwichtenberg, Hautarzt in Bremen.

Schon Kinder können von einer Alopecia areata betroffen sein. Jüngere Kinder können den Haarverlust oft als gegeben akzeptieren. Für besorgte Eltern kann es eine Beruhigung sein, zu wissen, dass das Kind ansons­ten völlig gesund ist. "Die Alopecia areata ist kein Anzeichen einer gefähr­lichen inneren Erkrankung oder einer hormonellen Störung", betont Dr. Schwichtenberg. Allerdings weisen Patienten mit Alopecia areata häufiger eine Schilddrüsenfunktionsstörung auf, die abgeklärt werden sollte.

Der Alopecia areata liegt eine Fehlleistung des Immunsystems zugrunde: Körpereigene Abwehrzellen, die für die Bekämpfung von Krankheitserregern zuständig sind, richten sich aus unbekannten

Gründen gegen Zellen in den Haarwurzeln. Dadurch kommt es zu einer Entzündungsreaktion, die das Haarwachstum stört und zu einem Abstoßen des Haars führt. Die Haarwurzel wird jedoch nicht zerstört, ein erneutes Haarwachstum ist möglich. Vor allem bei gering ausgeprägter Alopecia areata kommt es häufig innerhalb weniger Monate zu einer Spontanheilung und die Haare wachsen wieder nach. Allerdings kann es nach der Abhei­ lung erneut zu Haarausfall kommen. "Der Verlauf lässt sich leider nicht vorhersagen", erklärt Dr. Schwichtenberg.

Im Internet und der Presse kursieren immer wieder Berichte über wirk­same "Hausmittel". Deren angebliche Erfolge sind jedoch eher auf Spon­tanheilungen zurückzuführen, so Dr. Schwichtenberg. Von solchen Selbstbehandlungen rät er ab. Wer Herde mit Haarausfall bemerkt, sollte einen Hautarzt aufsuchen und abklären lassen, ob es sich um einen Pilzbefall der Kopfhaut handelt. In seltenen Fällen kann der Haarausfall auch auf eine Syphilis hinweisen. Der Hautarzt wird zudem eine Trichotillomanie ausschließen, bei der sich Betroffene selbst die Haare ausreißen.

Eine Alopecia areata erkennt der Hautarzt anhand der Krankengeschichte, des Erscheinungsbildes des Haarausfalls sowie Charakteristika des Her­des, die unter dem Dermatoskop sichtbar werden. Bei erst vor kurzem aufgetretener, geringer Ausprägung der Alopecia areata wird in der Regel zunächst abgewartet, ob sich eine Spontanheilung einstellt.

Einzelne Herde lassen sich zum Beispiel durch eine geschickte Frisur kaschieren. Gut zu wissen: "Alle ästhetischen Maßnahmen an den Haaren sind erlaubt", betont Dr. Schwichtenberg. Weder die Haarlänge noch Strähnchen, Färben oder Dauerwelle verschlimmern eine Alopecia areata. Bei fortgeschrittenerem Befund und hohem Leidensdruck können ver­schiedene Behandlungsmöglichkeiten erwogen werden: Kortison-­Tabletten führen häufig wieder zu Haarwachstum, die Haare fallen aber nach Absetzen der Behandlung oft wieder aus. Auch eine Lichttherapie in Form einer Creme­PUVA kann versucht werden. Dabei wird auf die betroffenen Areale ein Medikament aufgetragen, das die Haut lichtempfindlich macht, und anschließend mit UVA bestrahlt. Bei Kindern wird diese Therapie wegen des Hautkrebsrisikos nur zurückhaltend eingesetzt.

Die derzeit bei der Alopecia areata effektivste Therapie, die auf Haarer­krankungen spezialisierte Hautarztpraxen und Hautkliniken einsetzen, ist die Behandlung mit Diphenylcyclopropenon (DCP). "Die Substanz ruft eine Kontaktallergie hervor, dadurch werden die Immunzellen von den Haar­wurzelzellen abgelenkt", veranschaulicht Dr. Schwichtenberg. Studien zufolge liegen die Erfolgsraten bei rund 50 Prozent. Diese Therapie ist für Kinder nicht geeignet. Die Kosten für die Behandlung mit DCP werden normalerweise nicht von den Krankenkassen übernommen. Bei Kindern und Jugendlichen mit Alopecia areata wird derzeit im Rahmen einer klinischen Studie ein pflanzlicher Extrakt erprobt. Die Studienzentren an der Charité Berlin sowie der Hautarztpraxis von Dr. Schwichtenberg in Bremen suchen hierfür noch Teilnehmer.

Nicht immer wird jedoch eine Therapie gewünscht, eine Behandlung bleibt nicht selten erfolglos. "Wichtig für Patientinnen und Patienten sind dann Strategien, den Haarverlust zu bewältigen und zu einem neuen Selbstbewusstsein zu finden", so Dr. Schwichtenberg. Haarbänder, Tücher oder ein Cape setzen modische Akzente. Bei fortgeschrittenem Haarverlust kann auch eine Perückenversorgung sinnvoll sein, die in der Regel von der Krankenkasse bezuschusst wird. Bei fehlenden Augen­brauen oder Wimpern kann eine versierte Kosmetikerin die richtige Schminktechnik zeigen oder ein Permanent Make­up aufbringen. Eine wertvolle Unterstützung kann der Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen von Selbsthilfegruppen sein. Bei Bedarf kann zudem ein Psychologe helfen, mit der Haarerkrankung besser leben zu lernen.

Hautärzte mit Schwerpunkt Haarerkrankungen sind zu finden unter: www.trichocare.de

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