Aktuelles
Die Arbeitsgruppe von Frau Prof. Ulrike Blume-Peytavi an der Charité in Berlin hat das zur Behandlung des erhöhten Augeninnendruckes und Offen-Winkel Glaukoms zugelassene Medikament Latanoprost an 16 gesunden Männern in der Therapie der androgenetischen Alopezie (anlagebedingter Haarausfall) getestet. Für Latanoprost wurden unter anderem als Nebenwirkung eine Zunahme der Wimpernzahl, der Wimperndicke und -länge sowie deren Pigmentierung beschrieben.
Aus diesem Grund wurde Latanoprost in einer 0,0005%igen Lösung schon bei Alopecia areata der Wimpern untersucht, wobei 17,5 % der Anwender ein vollständiges und 27,5 ein partielles Wiederwachstum zeigten.
Als off-label use wird es von Frauen eingesetzt, die gerne längere, dickere, dichtere und stärker pigmentierte Wimpern haben wollen.
In der aktuellen Studie wurde eine 0,1 %ige Lösung über 24 Wochen von den Probanden angewandt. Die Studie war monozentrisch, doppelblind und randomisiert angelegt. Jeder Proband behandelte ein kleines Kopfhautareal mit der Latanoprost-Lösung, ein anderes, symmetrisch auf der anderen Kopfhälfte mit einer Plazebolösung. Die Studienteilnehmer waren 23 bis 35 Jahre alt, mit dunkelblonden bis hellbraunen Haaren und einer kürzlich entwickelten androgenetischen Alopezie Hamilton Grad II bis III. Bestimmt wurden die Haarwachstumsrate, Haardichte, -durchmesser und Anagen zu Telogen Ratio mit Hilfe des Trichoscans. Übersichtphotografien wurden angefertigt, die Haarpigmentierung und Verträglichkeit beurteilt.
Ergebnisse:
- Nach 24 Wochen zeigte sich in den mit Latanoprost behandelten Arealen eine signifikante Zunahme der Haardichte im Vergleich zum Ausgangswert (beginnend nach 8 Woche; nach 24 Wochen +22%) und im Vergleich zu den mit Plazebo behandelten Arealen.
- Nachweis einer nicht signifikanten Abnahme der Anagenhaarrate und Zunahme der Telogenhaarrate in beiden Behandlungsgruppen.
- Auftreten von Rötungen bei 5 Patienten in den mit Latanoprost behandelten Arealen.
Beurteilung:
Latanoprost ist in der Lage bei jungen Männern mit androgenetischer Alopezie insbesondere die Haarzahl zu erhöhen. Somit könnte mit den Prostaglandin Analoga, zu denen Latanoprost gehört, eine neue Medikamentengruppe zur Behandlung der androgenetischen Alopezie (AGA) zur Verfügung stehen.
Allerdings ist unklar, ob die Therapie auch bei älteren Männern (davon ist jedoch auszugehen) und auch in fortgeschritteneren Stadien der AGA Wirkung zeigt. Genauso unklar ist, ob Latanoprost an anderen Stellen der Kopfhaut ähnlich effektiv ist.
Bei 1/3 der Patienten ist es zu Rötungen der Kopfhaut im mit Latanoprost behandelten Areal gekommen. Vor Anwendung außerhalb von Studien ist eine exakte Dosisfindung erforderlich, die optimale Wirkung bei minimalen Nebenwirkungen untersucht.
Es fehlen Aussagen zu systemischer Resorption und möglichen Aussagen zu systemischen Nebenwirkungen.
Fazit:
Es fehlen noch weitere Untersuchungen an größeren Patientenzahlen. Auf jeden Fall aber könnte eine neue Substanzgruppe für die Behandlung der AGA in Sicht sein.
Daten der Originalarbeit:
A randomized double-blind placebo-controlled pilot study to assess the efficacy of a 24-week topical treatment by latanoprost 0.1% on hair growth and pigmentation in healthy volunteers with androgenetic alopecia. Blume-Peytavi U, Lönnfors S, Hillmann K, Bartels NG. J Am Acad Dermatol. 2011 Aug
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