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Wissenswertes zum anlagebedingten Haarausfall des Mannes
18. Januar 2007 - Björn Meyer

Am gestrigen Mittwoch fand erneut die monatliche Hotline der Initiative ProHaar zum anlagebedingten Haarausfall statt. Am Telefon beantworteten die Hautärzte Dr. Uwe Schwichtenberg und Dr. Jens Meyer die Fragen der Anrufer rund um die Therapie des anlagebedingten Haarausfalls. Wir haben unter den mehr als 50 Anrufen die häufigsten und interessantesten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Gibt es überhaupt etwas für den männlichen Haarausfall, was auch wirkt?

Zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls des Mannes, auch Alopecia androgenetica oder androgenetische Alopezie genannt, die es 2 Präparate mit wissenschaftlichem Nachweis der Wirksamkeit. Dies sind:
1. Eine Tablette mit dem Wirkstoff 1 mg Finasterid, Handelsname Propecia, zur Einnahme 1x/Tag.
2. Eine Flüssigkeit zum Auftragen auf die Kopfhaut mit dem Wirkstoff Minoxidil, Handelsname Regaine, zur 2x täglichen Anwendung.
Bei der Anwendung beider Präparate sollte man sich zum Ziel setzen, die Haare auf der Kopfhaut zu erhalten. Es ist auch eine Verdichtung der Haare möglich, dann wurde das gesetzte Ziel jedoch übertroffen. Unter einer Verdichtung der Haare ist zu verstehen: Im Verlaufe des anlagebedingten Haarausfalls kommt es zu einer Miniaturisierung, also einer kontinuierlichen "Schrumpfung" der Haare v.a. in den Geheimratsecken und am hinteren Oberkopf, bis diese Haare dann vollkommen "verschwunden" sind. Die Medikamente stoppen diesen Schrumpfungsprozess, und können auch bewirken, dass einige bereits etwas geschrumpfe Haare wieder größer werden. Wo jedoch absolut keine Haare mehr wachsen, kommen auch durch die Medikamente keine neuen hinzu. Beide Medikamenten sind eine Dauertherapie, müssen also so lange angewendet werden, wie man einen Effekt an der Kopfhaut erzielen möchte. Eine weitere, nicht medikamentöse Behandlungsform ist die Haartransplantation.

Wie kann ich herausfinden, ob die Behandlung bei mir wirkt?

Der Erfolg einer Behandlung kann z.B. mit dem TrichoScan Verfahren überprüft werden. Das ist ein von Prof. Hoffmann aus Freiburg entwickeltes System, mit dem am Computer z.B. die Haardichte (Haare/cm2) ausgerechnet werden kann. Mit anderen, speziellen Geräten können Übersichtsphotographien der behaarten Kopfhaut angefertigt werden, die dann im Verlauf miteinander verglichen werden. Die Telogenrate, also der prozentuale Anteil der Haare in der Ausfallsphase, ist zur Erfolgskontrolle einer Behandlung eher nicht geeignet.

Ich bin jetzt 65 Jahre alt. Lohnt sich das überhaupt noch, da was zu machen?/p>

Auch im Alter von 65 Jahren kann es sich noch lohnen, eine Behandlung zu beginnen. So sind z.B. mit dem Wirkstoff Finasterid auch Studien in der Altersgruppe von 41 bis 60 Jahren durchgeführt worden. Es konnte gezeigt werden, dass Finasterid auch in dieser Altersgruppe wirkt. Wenn allerdings auf dem Kopf nur noch ein seitlicher Haarkranz vorhanden, macht eine Behandlung keinen Sinn mehr. Auf einer "Vollglatze" wachsen auch durch Finasterid und Minoxidil keine neuen Haare.

Wenn ich einen Zwillingsbruder hätte, müsste bei dem der Haarausfall doch eigentlich genau so verlaufen wie bei mir, oder?

Ja, das ist richtig. Es sei denn, der eine Zwilling führt eine Behandlung durch und der andere nicht. Es hat zu diesem Thema sogar eine weltweite Studie mit Zwillingen mit anlagebedingtem Haarausfall gegeben. Der eine Zwilling nahm Finasterid 1mg/Tag, der andere nicht. Ab dem 6. Behandlungsmonat konnte man zunehmend Unterschiede feststellen.

Wann sollte man mit einer Behandlung anfangen. Möglichst früh oder abwarten?

Grundsätzlich ist es am besten, so früh wie möglich mit der Behandlung zu beginnen. Es macht allerdings keinen Sinn, eine Behandlung rein vorsorglich durchzuführen. Wenn also keinerlei Hinweise auf das Vorliegen eines anlagebedingten Haarausfalls vorhanden sind, sollte auch nicht behandelt werden.

Ich nehme Propecia gegen anlagebedingten Haarausfall ein? Kann ich noch mehr tun?

Zusätzlich zu Finasterid, dem Inhaltstoff von Propecia, kann der Wirkstoff Minoxidil angewendet werden. Minoxidil ist in dem Präparat Regaine enthalten und wird als Flüssigkeit auf die Kopfhaut aufgetragen. Beide Wirkstoffe ergänzen sich in der Wirksamkeit. Des weiteren kommt eine Haartransplantation in Betracht. Um die Erfolgsaussichten und die Kosten einer Haartransplantation einschätzen zu können, ist vorher ein ausführliches Gespräch mit dem Operateur erforderlich. Wichtig ist zudem, dass man sich in die Hände eines erfahrenen Therapeuten begibt.

Ich lese in der Zeitung immer was über Coffeinshampoos zur Behandlung von Haarausfall bei Männern. Was ist davon zu halten?

Für coffeinhaltige Shampoos gibt es keinen soliden wissenschaftlichen Wirkungsnachweis.

Können Sie mir einen Arzt empfehlen, der sich mit dem Thema Haarausfall auskennt?

Nein, direkt empfehlen dürfen wir nicht. Es gibt jedoch auf www.haarerkrankungen.de eine Liste mit Ärzten und Kliniken, die eine Haarsprechstunde anbieten. Auch gibt es unter www.trichoscan.de eine Liste von Ärzten, die eine Haarstatusanalyse mit dem TrichoScan Verfahren durchführen. Geplant ist in 2007, eine eigene Website aufzubauen, auf der sich Arztpraxen mit dem Schwerpunkt Haare und Haarausfall eintragen können. Diese ist jedoch noch im Aufbau.

Wann ist mit neuen Therapien für Haarausfall zu rechnen?

Das kann man nocht nicht genau sagen. Da werden noch einige Jahre ins Land gehen. Wenn man darüber etwas in der Zeitung liest, sind das entweder unseriöse Sensationsmeldungen oder seriöse Forschungsprojekte, die sich jedoch noch im Anfangsstadium befinden. Auf www.haarerkankungen.de gibt es einen Expertenrat zum Thema "zukünftige Therapien" mit Prof. Rolf Hoffmann, der sich mit diesem Thema gut auskennt.

Macht es Sinn zusätzlich zu Regaine noch Kieselerde und Biotin einzunehmen?

Nein, Kieselerde und Biotin haben keinen Einfluss auf den anlagebedingten Haarausfall.

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