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Unterschiedliche Ergebnisse in Untersuchungen zur Wirksamkeit von Finasterid beim anlagebedingten Haarausfall der Frau
30. November 2002 - Dr. Jens Meyer

1 mg Finasterid/Tag (Handelspräparat Propecia) ist seit langem als Haartherapeutikum zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls (Alopecia androgenetica oder androgenetische Alopezie) des Mannes etabliert. Das Medikament darf hingegen nicht in der Therapie der Alopecia androgenetica der Frau eingesetzt werden. Propecia kann, wenn es von einer Schwangeren eingenommen wird, zu Fehlbildungen der äußeren Geschlechtsorgane männlicher Feten führen. Darüber hinaus ist unklar, ob mit Finasterid bei Frauen mit androgenetischer Alopezie überhaupt ein Effekt erzielt werden kann. In letzter Zeit wurden des öfteren wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse publiziert, in denen über die Anwendung von Finasterid bei Frauen mit anlagebedingtem Haarausfall berichtet wird. Die behandelten Frauen befanden sich entweder in der Zeit nach der Menopause oder erhielten einen sicheren Verhütungsschutz. Die Resultate, über die wir bereits zum Teil berichtet haben, gaben jedoch ein äußerst uneinheitliches Bild.

Zunächst wurde in einer Studie eine Unwirksamkeit von Finasterid bei älteren, postmenopausalen Frauen, meist ab 50 Jahren, beobachtet (Price et al., "Lack of efficacy of finasteride in postmenopausal women with androgenetic alopecia" J Am Acad Dermatol 43: 768-776, 2000). In dieser doppelblinden, plazebokontrollierten Multicenter-Studie wurde 1mg/Finasterid über ein Jahr lang gegeben.

In einer weiteren Untersuchung studierte eine Gruppe von Wissenschaftlern aus England (Wan Shum et al., J Am Acad Dermatol 47: 733-739, 2002) die Wirkung von Finasterid beim anlagebedingten Haarausfall an einer kleinen Gruppe von Frauen mit Hyperandrogenismus (Erhöhung der männlichen Hormone im Blut). Hierbei konnte bei allen 4 teilnehmenden Frauen durch die Einnahme von 1,25 mg Finasterid/Tag zunächst ein Stopp des Haarausfalls und danach wieder zunehmender Haarwuchs erreicht werden. Das vermehrte Haarwachstum zeigte sich bei 2 Teilnehmerinnen bereits nach 6 bzw. 12 Monaten. Darüber hinaus berichteten alle 4 Teilnehmerinnen über eine Verbesserung ihres Hirsutismus (eine dem männlichen Behaarungstyp entsprechende verstärkte Körper- und Sexualbehaarung). Aufgrund der unterschiedlichen Ergebnisse im Vergleich mit der oben erwähnten Studie an älteren Frauen nach Beendigung der Regelblutung schlossen die Wissenschaftler, dass nicht alle Typen des anlagebedingten Haarausfalls der Frau dem selben Entstehungsmuster folgen.

In einem dritten Bericht wurde aktuell über den Fall einer 67-jährigen postmenopausalen Frau ohne Hyperandrogenismus berichtet, welche nach 12 Monaten einer Therapie mit 5 mg Finasterid pro Woche eine deutliche, photographisch gesicherte Zunahme der Haardichte zeigte (Thai & Sinclair, Br. J. Dermatol 147: 812-813, 2002). Unklar blieb, so die Autoren, ob der Unterschied zu den Ergebnissen der zuerst genannten Studie in der unterschiedlichen Dosierung des Medikamentes oder in individuellen Besonderheiten der behandelten Personen zu suchen sei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Finasterid aufgrund der unerwünschten Wirkungen und mangels eindeutigem Wirksamkeitsbeweis derzeit keine Option für die Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls der Frau darstellt. Wir werden Sie in dieser Rubrik über die Ergebnisse zukünftiger wissenschaftlicher Untersuchungen auf dem Laufenden halten.

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