Testosteron- und Östrogenwerte während einer Therapie mit Finasterid 1 mg/Tag
15. August 2002 - Dr. Jens Meyer
Im Expertenrat von Haarerkrankungen.de wurde zuletzt mehrfach nach den Konzentrationen der Geschlechtshormone während einer Therapie des männlichen anlagebedingten Haarausfalls mit 1 mg Finasterid/Tag (Propecia) gefragt. Hierbei sollte vor allem geklärt werden, ob durch eventuelle Hormonänderungen auch Nebenwirkungen wie z.B. Impotenz oder Vergrößerungen der Brust auftreten könnten. Prof. Wolff hat zu diesem Themenkomplex wie folgt Stellung genommen:
"Durch die Einnahme von 1 mg Finasterid pro Tag kommt es zu einem leichten Anstieg des männlichen Geschlechtshormons Testosteron um durchschnittlich etwa 10%. In der Phase III Studie zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls mit Finasterid betrug der Anstieg 49 ng/ml, von 510 auf 559 ng/ml. Der Normalbereich von Testosteron liegt allerdings zwischen 350 und 1030 ng/ml, so dass bei einem solchen Anstieg keine biologischen Effekte zu erwarten sind. Die Werte bleiben ja weiter im besten Normbereich. Das gilt insbesondere für die Frage nach einer Impotenz. Seit Aristoteles weiss man, dass Eunuchen impotent sind, weil ihnen die Hoden fehlen. Seit mehr als 50 Jahren weiss man, dass es das Hoden-Hormon Testosteron ist, dessen Anwesenheit Voraussetzung für die Potenz ist. Eine leichte Erhöhung des Testosteronspiegels kommt als Ursache für Impotenz daher nicht in Betracht.
Noch unwahrscheinlicher sind biologische Effekte durch den theoretisch möglichen leichten Anstieg des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Durch das Enzym Aromatase kann Testosteron in Östrogen umgewandelt werden. Die Östrogenwerte wurden in der grossen Phase III Studie nicht gemessen, in Vorstudien ergaben sich aber keine signifikanten Veränderungen der durchschnittlichen Östrogen-Spiegel. Theoretisch denkbar bleibt allerdings, dass die ganz selten (bei weniger als einem von 1000 behandelten Männern) auftretende Brustvergrösserung (Gynäkomastie) durch einen leichten Östrogenanstieg kombiniert mit einer individuell sehr starken Östrogen-Empfindlichkeit der Brust erklärbar ist."
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